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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 42.1927

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3. Heft
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Rueß, Bernhard: Zur frühesten Baugeschichte des Klosters Schussenried, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15945#0085

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ganz in der Nähe des westlichen Kircheneingangs und wurde später in ein
Bräuhaus umgewandelt (Chronik, 2. Teil, S. 58). Dieses alte Klosterbräu-
hauS existierte noch bis in das 19. Jahrhundert hm ein und war der Familie
Halber in Pacht gegeben. Es wurde erst anno 1842 abgebrochen.

Außerhalb des Klosterbezirks im engeren Sinn erbaute dieser Abt das
obere W i r t 6 h a u s zum „Löwen", das zugleich auch als GerichtShauS zu
dienen hatte. Eine bereits der Verwitterung entgegengehende Inschrift aus einer
Sandsteinplatte hat folgenden Inhalt: „Im 1513. jar hat Her Johanns
Witmayer von Mengen Prelat des wirdigen gotshavs Schvffenriet dies Ge-
richts- vnd Wierzhavs machen vnd zv gedechtnis der Stifter sin wapen in
diesen Stein Howe» lasten. Gott sy gelopt vnd alles himlifch her." Außer
dieser in gotischen Minuskeln gegebenen Inschrift ist auch noch daS Wappen
des AbteS Johannes zu sehen: Über einem Dreiberg, den ein kleines Kreuz
schmückt, zwei schwarze gekreuzte Pilgerstäbe (Eisenstäbe) in silbernem Feld. —
Der gleiche Abt hat auch noch das K r a n k e n (Siechen) h a u s von St.
Martin 1515 erbaut; in demselben sollten eventuell mit ansteckenden Krank-
heiten behaftete Insasten des Klosters Aufnahme und Verpflegung finden.
Auch das Haus d e s B a d e r 6 hat diesem Klostervorstand seine Entstehung
zu verdanken (Hauschronik, 2. Teil, S. 59). — Eine wesentliche Erweite-
rung des für die Klosterbauten nötigen Gebietes und eine Umfriedigung des-
selben gegen Nordosten hin datiert von dem Abt Benedikt Wall (1552 — 72).
Der Chronist berichtet folgendes: „Diesem Herrn Prälaten haben wir zu
danken den großen Baumgarten bis zu dem oberen Tor, welchen er mit der
Mauer umfangen, allwo er auch das Tor samt dem daraufstehenden Rekrea-
tionSzimmerlein zu Allenwinden hat erbauen lasten" (Hauschronik, 2. Teil,
S. 133). Das obere Tor ist also erst um die Mitte des 16. Jahrhunderts
erstellt worden; zum Abbruch kam es anno 1842. Dasselbe hatte seinen
Standort zwischen dem derzeitigen oberen BräuhauS und dem sog. Ölberg, an
der Straße nach Steinhaufen — Biberach, gegen Olzreute hin. Es war ganz
von Steinen gebaut und mit Ziegelplatten gedeckt. An seiner rechten Seite
(von Schustenried aus gesehen) war ein großer massiver Turm angebracht;
auf dem Gebäude bewegten sich drei eiserne Windfahnen. Bei der Einfahrt
im Turm war ein großes tanneneS Doppeltor mit mächtigem, gedecktem
Schloß, zwei eisernen Schlenkern und zwei Glocken. In diesem Torgebäude
befand sich eine Wohnung. Der Eingang zu derselben war rechts im Turm,
die EiugangStüre war auö Tannenholz. Wenn man 22 Stufen einer eichenen
Wendeltreppe, auf der drei eichene Kreuzstöcke mit kleinen Scheiben waren,
erstiegen hatte, gelangte man in die Torwartsbehausung (zuerst links die
Küche, dann die Wohnstube, daneben ein kleines Zimmer). Von hier aus
führte eine tannene Stiege mit 13 Tritten unter das Dach (Inventarium der-
ber Gräflich Sternbergschen Gutsherrschaft eigentümlichen Gebäulichkeiten
vom Jahr 1825, S. 2O4ff.). Eine Bleistiftzeichnung dieses ehemaligen Schus-
senrieder Wahrzeichens hat der überaus tüchtige Lithograph E. Emele von
Biberach Hinterlasten; sie war vor 3O Jahren noch im Besitz des dortigen
Buchhändlers Hetsch und scheint in das Eigentum des Amtsrichters P. Beck

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