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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 42.1927

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3. Heft
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Spektator: Religiöse Kunst in der Jubiläumsausstellung des Württ. Kunstvereins in Stuttgart, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15945#0104

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wiedergegeben, was manchem weniger bedeutenden Zeichnungsblatt zuteil
geworden ist. Etwas aufdringlicher will mir die Farbenkomposition in der
gutgegliederten Gruppe der heiligen Familie von Th. Walz sein; die laute
Symphonie der Gewänderfarben beruhigt die wundervolle Landschaft, in
welche die Gruppe der drei heiligsten Personen hineinkomponiert ist. Die
tragische und die lyrische Leier handhabt dieser Künstler gleich meisterhaft,
ohne im Farbenorchester auf- und unterzugehen.

Merkwürdig ist, daß diesem Doppelpaar großer biblisch-dogmatischer
Darstellungen in Leinwand nur ein Paar kleinster Plastiken aus dem
historisch-legendären Gebiet sich auf dieser Jubiläumsausstellung anreiht. Im
Glaskasten des Saales IO finden wir einen winzig kleinen ChristophoruS
in weißer Terrakotta von Elise S ch w a r z (Stuttgart). Der legendenhafte
Riese mit dem Christkind auf der Schulter ist mehr als Iahrmarktfigur
aufgefaßt. Nur sein schweres Ausschreiten am dicken Stamm, trefflich auS-
gedrückt, läßt den Gedanken der Heiligenlegende ahnen. Ein anatomisch-
technisches Bravourstück ist der in schwierigster Stellung am Baum hängende
oder vielmehr mit erfinderischer Grausamkeit am Stamm aufgehängte
heilige Sebastian von Karl D e i b e l e (Gmünd), eine Kleinbronze. Reali-
stischer ist die neue Auffassung als bei des Gmünder Meisters Berliner Mar-
morfigur, die der Schule eines Bernini nicht unebenbürtig an die Seite
treten kann. Ausgestellt ist auch Deibeles neueste Porträtleistung, die Büste
des Oberbürgermeisters a. D. Möhler (Gmünd) *).

Bei der ohne jede Gruppierung nach Schulen oder Gegenständen durch-
geführten Ausstellungsart, die nach einem Stuttgarter Kritiker die Vor-
stellung einer reinen Verkaufs-, nicht einer Jubiläumsausstellung erweckt,
waren noch zwei religiöse Gemälde in der weiten Flur der Profangegenstände
zu entdecken. Neben Leo Bauers Kreuzigung (Nr. 283), der Ölberg August
Blepps (Weilen u. d. R.). Eine fast furchtbar ekstatische Kraft spricht auv
dem Antlitz deS betenden Erlösers. Besser als die schlummernden Jünger
ist die wilde Landschaft in Form und Farbe ausgeführt (N. 391).

*) Von Gmünder Künstlern ist auf dieser Ausstellung noch vertreten: Feh r le (Vaters Büste; liegende
und stehende weibliche Aktffgur); Holl (Arme Mutter mit Kind, Holzskulptur); Stadelmaicr (vier
Porträte in Radierung); Kirchenmalcr Schenk vermißten wir in paffender Umgebung.

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