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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 42.1927

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3. Heft
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Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.15945#0108

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Literatur.

Mittler, Adolf, Mittelalterliche Klosterkir-
chen und Klöster der Hirsaucr und Zi-
sterzienser in Württemberg. 4°. 144
1927. Stuttgart, Silbcrburgver-
lag. Orig. Leinwandband 10 Mk.

Einer der besten Kenner der mittelalter-
lichen Klostergcschichte und Klofterkunft in
Württemberg, der ürachcr Ephorus Prof.
Dr. Mittler, legt in diesem prachtvoll aus-
gestatteten Band (88 teilweise erstmals ver-
öffentlichte Abbildungen) die Ergebnisse
langjähriger Forschungen nieder, die er schon
früher in den Württ. Vierteljahrsheften
einem engeren Kreis von Lesern bekannt-
gegeben hat. Unter den in den altwürttem-
bcrgischen LandeStcilen ziemlich zahlreich
— dank der Einrichtung von cv. Kloster-
schulen durch Herzog Christoph - erhalte-
nen mittelalterlichen Klöstern behandelte der
in Quellen und Literatur des mittelalter-
lichen Klosterlebcns wohl bewanderte Ver-
fasser sieben Abteien: Hirsau, Alpirsbach,
Großkomburg, Kleinkomburg, Lorch, Maul-
bronn, Bebenhausen, am ausführlichsten die
beiden Hirsauer Münster und den Maul-
bronner Klosterbau, jene wegen ihrer grund-
legenden Bedeutung für die Anfänge der
schwäbischen Kunstgeschichte, diesen wegen
seiner ausnehmend guten Erhaltung und des
hohen künstlerischen Rangs einzelner Bau-
teile. Auch der frühen Hirsauer Tochter-
stiftung Lorch ist ein verhältnismäßig brei-
ter Raum gegönnt, weil das ftaufische Klo-
fter von der Forschung bisher nach MettlerS
Klage „ungebührlich vernachlässigt" worden
ist. Durch die Mettler zu Gebote stehende,
glückliche Verbindung kulturgeschichtlichen
Wissens und kunftgcschichtlichcn Verständ-
nisses erhalten wir einen in solchen Publika-
tionen sonst selten gebotenen Einblick in das
Werden und Wachsen klösterlicher Baudcnk-
male, ihr Herauswachsen aus der mönchi-
schen Idee Benedikts von Nursia, in die
formbildende Kraft der hirsauisch-kluniazen-
fischen Ordensregel, die der Verfasser aus
Quellen und Literatur genau kennt. Ich
darf ihn in diesem Zusammenhang auf die,
wie es scheint übersehene, von Tangl ange-
regte Berliner Dissertation des früheren ev.
Stadtpfarrverwesers von Riedlingcn, jetzt
Stadtpfarrerö in Mergentheim, Dr. Mar

Fischer, über die Hirsauer Traditionen
verweisen. Bis in die kleinsten und feinsten
Einzelheiten werden die Überreste mittel-
alterlicher klösterlicher Baukunst untersucht,
ihr Ursprung und Zweck gedeutet und ihre
Zusammenhänge mit mönchischen Gewohn-
heiten der Benediktiner und Zisterzienser
dargelegt. Besonders wertvoll sind die Aus-
stellungen Mettlers, wo er den von außen
kommenden elsäfsischen, burgundischen und
nordfranzösischen Einflüssen auf die ro-
manische und frühgotische Baukunst Schwa-
bens nachgeht, teils in Anlehnung an die
Ergebnisse anderer Forscher, teils in selb-
ständiger Auseinandersetzung mit einheimi-
schen und auswärtigen Gelehrten. Für eine
dem prächtigen Heimatbuch zu wünschende
Neuauflage sei der Verfasser auf zwei
gleichzeitige bedeutsame Abhandlungen auf-
merksam gemacht, die das Doppelgebiet sei-
ner klostergeschichtlichen Forschungen betref-
fen: Brackmanns „Anfänge von Hirsau" in
der außerordentlich reichhaltigen Festschrift
für Paul Kehr (Papsttum und Kaisertum
1926) und MaillhS Untersuchung über die
Hirsauer Turmskulpturen (Christliche Kunst,
München 22, 1926, H. 10). Beachtung
und Verwertung hätte wohl auch verdient,
was Eugen Keppler über den Hirsauer Bil-
derfrieS und Max Bach zur Kunstgeschichte
des Klosters Lorch in dieser trotz beinahe
halbhundertjährigen Bestehens in altwürt-
tembergischen Kreisen wenig bekannten Zeit-
schrift in den Jahrgängen 1890 und 1898
veröffentlicht haben. Was P. Ad. Schip-
pers in der Bcnediktinischen Monatsschrift
1926 G. N. über den dreistufigen klunia-
zensischen Richtungsbau und seinen ersten
deutschen Vertreter in Hirsau darlcgt, be-
stätigt größtenteils Mettlers Auffassung.
Mit dem aufrichtigsten Dank an den gelehr-
ten, ebenso sachkundig als pietätvoll arbei-
tenden Verfasser und den opferwilligen Ver-
lag verbinden wir auch die Anerkennung des
Verdienstes, das sich das Landcsamt für
Denkmalspflege durch Aufnahme des Werks
in die Reihe seiner „Veröffentlichungen"
erworben hat, zumal da der Textband zu
Christs Romanische Kirchen in Schwaben
und Ncckarfranken schon so lange auf sich
warten läßt. Mögen diesem 4. Band in

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