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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 42.1927

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4. Heft
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Häcker, Otto: Der Barockbaumeister Franz Keller und seine Tätigkeit auf württembergischem Boden
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https://doi.org/10.11588/diglit.15945#0111

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Kunst", 3. Band von 1923°), hat erstmals Licht über die Baumeifterfamilie
verbreitet, der unser Künstler angehört. Und durch daS Werk von Arthur-
Schlegel über Ellingen und seine Kunst, von 1927°), ist nun auch sein
Lebenswerk in der Hauptsache klargelegt, das uns um so mehr mit Bewunde-
rung erfüllen muß, als es sich im wesentlichen auf eine Zeitspanne von etwa
sieben Jahren zusammendrängt. Ein Hinweis auf den Inhalt des prächtigen
Buches dürfte um so mehr am Platze sein, als noch in der neuesten Auflage
von Gradmanns „Kunftwanderungen" (1926) die Angaben über Franz Keller-
unklar und schief sind, und auch Thieme-Becker in seinem neuesten Band
(1927) unseren Keller unter seinen 106 Namensvettern (!) noch recht mager-
behandelt und nur seine Arbeiten in Ellwangen, Mergentheim und Horneck
kennt, während er das Schloß Ellingen ihm nur „mutmaßlich" zuschreibt. In
einem Punkt (Ellwangen) glaube ich auch eine Ergänzung der Forschungen
Schlegels geben zu können.

Franz Keller ist geboren am 17. Mai 1682 zu Dürrwangen an der
Sulzach (Bezirks Dinkelsbühl), gestorben am 23. Dezember 1724 zu Ellingen
an der schwäbischen Rezat. Der Vater, Jakob Keller von Dürrwangen,
durfte bereits im Dienste deö Deutschordens einen Flügel des Deutschen
Hauses zu Dinkelsbühl bauen. Franz K. selbst, der zweite Sohn dieses
Maurermeisters, erscheint zuerst mit 26 Jahren als Steinhauer beim Luft-
schloß des Fürsten Albrecht Ernst II. von Otlingen zu Schrattenhofen an der
Wörnitz. Als Angestellter (Bauführer) des Ottingifchen Baurats Wilhelm
Heinrich Bering er, unter dem er dort gearbeitet hatte, trat er etwa 1711
in den Dienst des Landkomturs zu Ellingen"), Ph. B. v o n G e l n h a u s e n,
der eine Vergrößerung des dortigen Schloffes plante. Hier überflügelte er
bald seinen Vorgesetzten. Schon 1712 wurde sein Plan für ein Deutsch-
ordenShauS in Nördlingen dem seines Meisters vorgezogen. Die Bauleitung
des zuerst unternommenen Oftflügels deS Ellinger Schloffes geht von Beringer,
der schon 1712 auS Ellingen verschwindet und 1715 in Durlach stirbt, bald
ganz auf Keller über. Und unter dem Nachfolger Gelnhausens, dem baufreu-
digen Landkomtur Karl Heinrich Freiherr von Hornstein, darf Keller
1717 bis 1723 nach neuen Plänen einen Mittelbau und einen Weftflügel in
großzügigsten Ausmaßen errichten. Damit war er tatsächlich - wenn auch nur
auf Grund PrivatvertragS — der oberste Baudirektor der Ballei Franke»
geworden, der weitaus größten Provinz des Deutschordens mit 15 bis 16
Kommenden, die in jener künstlerisch aufstrebenden Zeit alle wetteifernd mit
Erneuerung ihrer Ordensschlöffer umgingen. Und so wurde Keller neben seiner
Hauptarbeit mit Entwurf und Leitung einer Reihe anderer Bauten des
Ordens befaßt, so auf heute bayerischem Boden außer zu Nördlingen (1714)
noch in Otlingen (1715), Stopfenheim (1715 —16), Regensburg (1720),
Absberg (um 1724).

2) W. Klein: Johann Michael Keller. Stuttgart. Greiner u. Pfeiffer. S. 5 und 7 f.

2) A. Scdlegel: Die Deutschordens-Residenz Ellingen und ihre Barock-Baumeister. 110 S.
mit 114 Abb. Marburg. Kunstgeschichtl. Seminar. S. 16 ff.

*) Landkomtur (int Gegensatz zu den Hauskomturen) hieß der Regent einer ganzen Ordeus-
provinz („Ballei").

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