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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 42.1927

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4. Heft
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Rueß, Bernhard: Zur frühesten Baugeschichte des Klosters Schussenried, [2]: die Periode des teilweisen Neubaus des alten Klosters
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https://doi.org/10.11588/diglit.15945#0131

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Küche an und baute neu bis an den großen Garten, wo später, also noch im
19. Jahrhundert, das Priorat stand.

Nach dieser Neuerstellung der eigentlichen Mönchswohnung schien die
leidige Krankheit ein wenig nachzulasten. Allein die scheinbare Besterung war
nicht anhaltend. So fuhr denn der Abt mit dem Abbruch des Alten und mit
der Erstellung von Neubauten fort. Es wurden niedergelegt das KavitelS-
hauS, die Liebfrauenkapelle, die St. Anna-Kapelle, die Sakristei, das Vesti-
arium, das Kreuzgärtlein und anderes. Einige von den beseitigten Baudenk-
mälern wurden nicht mehr ersetzt, an die Stelle anderer dagegen kamen Neu-
bauten, z. B. wurde ein neues Kapitel, eine neue Sakristei und ein neues
Vestiarium erstellt. In dieser Weise fuhr der Abt mit Erneuerung der meisten
klösterlichen Gebäulichkeiten fort bis zum Jahre 1629, als fast plötzlich die
Ursache der schrecklichen über das Stift Schustenried hereingebrochenen Plage
bekannt wurde und diese Erkenntnis wie mit einem Schlag den weiteren Neu-
bauten ein Ziel setzte. Den 4. Mai 1629 nämlich wurden fünf Personen hin-
gerichtet. Unter denselben hatte sich der Bauer Sebald Mayer aus der Par-
zelle Kürnbach befunden. Dieser gewissenlose Verbrecher hatte vor seinem
Tode außer anderen Freveln auch nachstehende Untat bekannt: Er sagte, als
sein Sohn im Kloster Konventsdiener gewesen sei und einmal vor dem
Mittagessen die große, den Chorherren gemeinsame Weinkanne reinigte, da
habe er, der Vater, gerade seinen Sohn besucht und unbemerkt von demselben
in das zehn Maß haltende Gefäß ein giftiges Pulver geschüttet. Dieses Gift
hatte dann ein Siechtum und den Tod sämtlicher Patres veranlaßt, welche von
dem vergifteten Getränk genossen hatten. Der Abt selbst aber, der P"ior und
die Novnen, die nicht davon verkostet hatten, blieben am Leben (Chronik,
5. Teil, S. 51). Nachdem man solches erfahren, hörte man mit dem Nieder-
reißen und Wiederherstellen von Klosterbauten auf und suchte die Ursache all
des Unheiles nun nicht länger mehr in sanitätswidriger Beschaffenheit der
Gebäulichkeiten.

3. Die Periode des Wiederaufbaus nach dem Klosterbrand,
welcher durch die Schweden entfacht worden w ar.

Wenn sich an den Namen des AbteS Matthäus Rohrer der Neubau eines
großen Teiles vom alten Kloster geknüpft hat, so ist mit dem Namen Rohrer
auch der Wiederaufbau einer großen Partie der durch Feuer zerstörten Kloster-
gebäulichkeiten verbunden. War die erste umfassende Bautätigkeit RobrerS
durch die Bosheit eines eigenen Klosteruntertanen verursacht, so war der Haß
von Klofterfeinden aus Schweden schuld, daß Rohrer am Abend seines Lebens
noch einmal, und zwar trotz des Druckes bitterster Armut, um den Wieder-
aufbau seines teilweise in die Asche gesunkenen, geliebten Klosters sich bemühen
mußte. Die Schweden marschierten nach Eroberung der festen Stadt Bregenz
durch den General Wrangel vom Bodensee weg wieder landeinwärts; auf ihrem
Rückzug kamen viele von ihnen auch nach Schustenried. Hier hätten sie gar zu
gern wieder geraubt und geplündert, aber sie fanden nichts mehr vor, was

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