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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 42.1927

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4. Heft
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Rueß, Bernhard: Zur frühesten Baugeschichte des Klosters Schussenried, [2]: die Periode des teilweisen Neubaus des alten Klosters
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https://doi.org/10.11588/diglit.15945#0132

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des Tragens und MitführenS wert gewesen wäre. In ihrer Enttäuschung
ließen sie das leere Klostergebäude ihren Grimm fühlen und zündeten dasselbe
am 15. Januar 1647 von allen Seiten an. Das schwedische Schadenfeuer
zerstörte an Klostergebäuden das drei Kontignationen hohe, Anno 1626
erbaute Dormitorium, ferner das Hofgebäude bis an die Abtei (unter Hof-
gebäude versteht man den westlichen, jetzt von beiden Kaplänen, dem evang.
Pfarrer und dem Forstmeister bewohnten Klosterflügel), sodann die Kirche
bis an den Chor, auch das Klostergasthaus, welches damals stand, wo jetzt der
sog. neue Bau (die Kanzlei) ist, endlich die Stallungen bis an die Städel
(Scheuern), welche jedoch auch, wenigstens in etwas gelitten haben (Chronik,
5. Teil, S. 150).

Bezüglich der Verheerungen durch den Schustenrieder Klosterbrand hat
Abt Michael von Waldsee später dem Prälaten Tiberius Mangold von
Schustenried am 26. Dezember 1684 folgendes bezeugt: „Ich habe mit
eigenen Augen im Schnstenriedischen viele abgebrannte Hofstätten gesehen und
neben diesen auch das Kloster, die Kirche bis an den Chor, das Gastbaus,
Amtshaus, Stallungen usw.; alles in der Asche" (Archivregister, Band 1,
Lade I. Faszikel 5). Bei dieser betrübenden Sachlage war auf viele Jahr-
zehnte hinaus dem Reichsstifte als bittere Aufgabe der Wiederaufbau der so
mutwillig zerstörten Klostergebäulichkeiten gestellt.

Nachdem nun zuerst die beschädigte Klosterkirche wenigstens notdürftig
wiederhergestellt war, ging man an den Wiederaufbau der eigentlichen Kloster-
gebäude. Den 51. August 1649 liest sich der leidende Abt Matthäus Rohrer
in einer Sänfte von seinem vieljährigen Aufenthaltsorte Biberach nach
Schustenried tragen. Hier nahm er die wenigstens einigermasten wiederher-
gestellte Stiftskirche in Augenschein; dann besichtigte er die Überbleibsel des
abgebrannten Klosters. Nach reiflicher Überlegung fand er eS für tunlich, nach
Abtragung eines Stockwerkes auf den noch stehenden Mauern weiterzubauen,
und nach dieser Überzeugung wurde verfahren. Den 3. September vergab Abt
Rohrer den Bau neben der Abtei bis über die Küche (das sog. Hofgebäude),
welcher 131 Schuh 9 Zoll lang und 47 X Frist breit ist, an die Zimmerleute.
Er versprach denselben 300 fl. bar, 5 Malter Kernen, 5 Malter Korn,
6 Scheffel Haber und 4 Viertel Erbsen. Es war auch die ausdrückliche For-
derung beigefügt, daß die Zimmerarbeit bis Allerheiligen fertig und das Dach
aufgerichtet sein müste. Diese Bedingung konnte jedoch unmöglich erfüllt wer-
den, vielmehr sind erst den 3. Januar 1650 sämtliche Arbeiten der Zinnner-
leute an diesem Teil des Klosterkomvleres zu Ende geführt worden. Über den
Winter hat man das Dachwerk mit Platten und Ziegeln überhängt. Weil der
Prälat später mit dem Zimmermeister vollständig zufrieden war, so gab er
demselben als Gnadengeschenk „ein ganz neues ledernes Kleid, mit dem der-
selbe an den höchsten Festtagen prangen konnte" (Chronik, 3. Teil, S. 167).

Die Maurerarbeiten übertrug der Abt Rohrer den 3. Mai 1650 dem
Maurermeister Hans Lutz von Riedlingen. Dessen Aufgabe wurde näherhin
vom Bauherrn folgendermaßen spezifiziert: 1. Der Meister soll das Kirchen-
dach, welches bisher nur mit Platten überhängt gewesen war, ganz und völlig,

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