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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 42.1927

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4. Heft
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Rueß, Bernhard: Zur frühesten Baugeschichte des Klosters Schussenried, [2]: die Periode des teilweisen Neubaus des alten Klosters
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https://doi.org/10.11588/diglit.15945#0135

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Während an der Innenausstattung des bereits aufgerichteten Teils der
Mönchswohnung gearbeitet wurde, mühten sich 12 Maurer mit der noch nicht
reparierten Partie des Konventsbaus so eifrig ab, daß die Zimmerleute schon
am 13. August anfangen konnten, den noch übrigen Rest deS Konventsbaus
aufzurichten. Mit dieser Arbeit sind dieselben am 17. August glücklich zu Ende
gekommen. Es konnte somit diese letzte Partie des Klosters noch vor dem
Winter bezogen werden. Die Maurer hatten durch ihre Arbeiten an diesen
den Schluß der wiederauf;urichtenden Gebäulichkeiten bildenden Teilen des
Stiftes 600 fl., 17 Malter Kernen und 17 Malter Roggen verdient; ein
schönes Stück Geld trugen aber auch weg die Zimmerleute, zwei Schreiner,
der Glaser, Schmied und Schlosser (S. 222). Der 18. November 1657 war
der bedeutsame Tag, an welchem Abt Augustin Arzet die Klosterkeller und die
noch nicht lang im Gebrauch befindliche Klosterküche feierlich benedizierte, an
welchem aber auch die Chorherren zum erstenmal wieder im Refektorium speis-
ten, und nach dem Schluß des Mahls erstmals im Dormitorium schliefen
(S. 224). — Am 21. April 1659 vergab der Prälat den gegen die Kirche hin
gelegenen Teil des Konventbaus, welcher die Krankenzimmer umfaßte und
Infirmarie genannt wurde, an den „Maurermeister Christian aus dem Lech-
thal" zur Wiedererstellung. Dieser Meister, der mit 12 Gesellen arbeitete,
erhielt den Auftrag, die alten, sehr ausgebrannten Mauern bis auf die Türen
herunter abzutragen und von neuem bis unter das Dach aufzumauern. Für die
Arbeiten an diesem Bau verpflichtete sich der Bauherr, 400 fl. und 3 Malter
Kernen zu bezahlen. Am i. Juli 1659, nachmittags 3 Uhr, war dieses klöster-
liche Krankenhaus aufgerichtet, ohne daß man, wie das vorige Mal, die
Untertanen zu Frondiensten angehalten hätte (S. 229). Im folgenden Jahre
1660 hielt Prälat Augustin Arzet ein Kapitel ab; da dasselbe vormittags
„bei noch guter Zeit" zu Ende ging, so hielt er nach demselben einen feierlichen
Gottesdienst. Nach dessen Schluß trug er in Prozession das Allerheiligste zum
neuerstellten Kloster- und Konventsgebäude. Er segnete und weihte nun daS
aus der Asche wiederum neu hervorgegangene Schussenrieder Kloster mit dem
hochwürdigsten Gute. Bei diesem hochfeierlichen Akte publizierte er die Klau-
sur. Es durfte also von diesem denkwürdigen Moment der Ordenöhauöbene-
diktion an fürderhin keiner Frauensperson mehr in daS Konventsgebäude Zu-
tritt gestattet werden (S. 237).

Wenn nun auch Anno 1660 das eigentliche Kloster wiederum vollendet
worden ist, so sind dennoch bis zu diesem Zeitpunkt noch keineswegs sämtliche
dem Reichsstift durch den schwedischerseits entfachten Brand zugefügten Schä-
den beseitigt gewesen. Es war noch mehr zu tun. In der Tat konnte Abt
Augustin mit seiner Bautätigkeit fortfahren; denn die zahlreichen Gläubiger
SchussenriedS waren sehr nachsichtig, aus Mitleid mit dem durch die Ver-
nichtung der Klostergebäulichkeiten ins tiefste Elend gestoßenen Soreth ver-
willigten dieselben Nachlaß sowohl am Zinö als auch am Kapital. Durch
fremden Edelsinn gestützt, hat der Prälat das Dachwerk auf den Bauhof, die
Stallungen, die Scheuer und das Kornhaus (dies ist das spätere Klosterbräu-
hauS) wiederum erstellt; namentlich aber baute er das Gasthaus im Kloster-

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