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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 42.1927

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4. Heft
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Rueß, Bernhard: Zur frühesten Baugeschichte des Klosters Schussenried, [2]: die Periode des teilweisen Neubaus des alten Klosters
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https://doi.org/10.11588/diglit.15945#0136

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eayon zunächst dem unteren Tore (die spätere Kanzlei) aufs neue auf. Diese
Fremdenherberge bekam Riegelwände. Nachdem schon im Juli oder August
hiezu Einleitungen getroffen waren, wurde das Aufrichten des NeubauS am
3. September 1661 glücklich bewerkstelligt. Den 30 „Aufrichtern" wurden
zwei Eimer Wein gespendet, aber nicht gerade vom besten; denn der Chronist
bemerkt, die Trinker hätten alle an demselben satt bekommen, so daß keinen
nach mehr gedürstet habe. Über diese auffallende Genügsamkeit habe sich der
Küfermeister nicht im geringsten gewundert, da demselben wohlbekannt ge-
wesen sei, daß weder „Beichtvater- noch Evangeliwein" gereicht wurde, son-
der» ein „saurer, mit noch säurerem vermischter Markdorfer" (S. 245).

4. Die Periode späterer Reparaturen und Änderungen.

Der Chronist nennt das Jahr 1698 ein verrufenes und klagt, daß das-
selbe speziell in Schuffenried und Umgegend einen schlimmen Ausgang genom-
men habe; denn am 30. September, früh um drei Uhr, entstand ein ungemein
heftiger Sturmwind, wie einen ähnlichen die ältesten Leute nicht erlebt hatten.
Während dieser Katastrophe wurde das mehrere Zentner schwere Kreuz auf
dem Schuffenrieder Turm durch die Gewalt des Sturmes völlig umgebogen,
von den Bäumen die größten Aste abgerissen, auf der Prälatur, der Kirche,
dem Bauhof usw. der Hohlziegelgrat aufgehoben und die Platten weit in den
Hof hineingetragen. Zum Glück dauerte dieser unerhörte Aufruhr der Ele-
mente nur eine Viertelstunde lang (Chronik, 5. Teil, S. 392). Aber die
Schrecken dieser Nacht wurden noch überboten durch die Iammerszenen des
8. Januar 1699. Denn an diesem Unglückstage brach über Schussenried ein
noch weit furchtbarerer Orkan herein. Kein Haus in der ganzen Gegend blieb
nämlich ohne ungeheuren Schaden, viele wurden bis auf die Rasen abgedeckt,
andere bis auf den unteren Stock herab emgerissen (S. 393).

Wenn nun die klösterlichen Bauten schon durch derartige Naturereignisse
schwer litten und Reparaturen forderten, so wurden ganz tiefgreifende Aus-
besserungen verhältnismäßig bald auch deshalb wieder notwendig, weil man
den vom Feuer des Klosterbrandes im Dreißigjährigen Kriege geschädigten,
aber nicht ganz vernichteten Überresten zuviel Dauerhaftigkeit zugetraut hatte.
Infolgedessen gab es bald manches zu erweitern oder zu erneuern. Am 8. April
1706 begann man, das Fundament zu der neuen Priefterftube zu legen.
Der Abt Tiberiuö Mangold (1685 — 1710) ließ alles im Taglohn unter
Aufsicht eines Chorherren machen. Der Chronist bemerkt aber in seiner lau-
nigen Manier, entweder müsse der inspizierende OrdenSmann oder doch wenig-
stens der auSführende Baumeister ein krummes Ellenmaß gebraucht haben,
sonst hätte dieser Neubau nicht so gewaltig von dem zuvor schon bestehenden
Klostergebäude in der Richtung abweichen können (Chronik, S. 475). Im
nächsten Jahre sodann, nämlich Anno 1707, verdingte der Prälat um die
Mitte des MaimonatS die etwas krumm ausgeführte Priesterstube an den
Herrn Peter Berti von Mailand zum Stukkieren. Man versprach dem-
selben 250 fl. und für seine Person den Priestertisch, dagegen wurde seinen
Leuten vom Stifte nichts als freies Nachtquartier eingeräumt. Der Stuk-

in
 
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