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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 43.1928

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2. Heft
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Naegele, Anton: Aus der Lorenzkapelle in Rottweil
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https://doi.org/10.11588/diglit.15946#0050
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anderthalb Jahren als definitiver Inhaber einer Gymnasialprofessorstelle auf-
gehoben. Einen kur; zuvor an ihn ergangenen Ruf an die neuerrichtete Theo-
logische Fakultät der Universität Gießen lehnte er ab.

Die Ehinger Professur vertauschte er nach zwölf- bzw. vierzehnjähriger
Tätigkeit 1842 mit der Stelle eines Pfarrers und Dekans in Wurm-
lingen (OA. Tuttlingen), 1850 mit der in Rottweil. Der mit hohen Orden
(K. Friedrichs-, Kgl. Württ. Kronenorden mit Personaladel), dem Titel
Kirchenrat wie auch mit der dreifachen akademischen Würde eines Doktors der
Theologie (1842), Philosophie (1825) und artium-liberalium- Magisters aus-
gezeichnete Ex-Professor und Stadtpfarrer (feit 1858 Dekan im Kapitel
Rottweil) erlebte im Jahre 1875 fein fünfzigjähriges Priefterjubiläum. Sein
durch reiche literarischeTätigkeit weiter ansgefülltes, langesLeben endete der Tod
tn Rottweil am 21.Februar 1881. Neben seinen zahlreichen Schriften ans
dem Gebiet der Theologie (biblische, homiletische, liturgische, aszetische) und Päda-
gogik sei hier besonders seiner kunfthiftorischen und ästhetischen Arbeiten gedacht.
Die „Ästhetik der christlichen bildenden Kunst des Mittelalters in Deutschland"
erschien in Tübingen 1854, nebst Nachtrag und 19 Tafeln Abbildungen, die
zweite Ausgabe 1856. An sein großes zweibändiges Werk über die Symbolik
der christlichen Religion (Tübingen 1858 und 1859) schloß sich das geistvolle
Buch „Der symbolische Charakter der christlichen Religion und Kunst. Eine
Einleitung in die spezielle Symbolik der christlichen Kunst und ein Beitrag
zur Begründung einer christlichen Ästhetik", Schafshausen 1860. In die
Freiburger Zeitschrift für Theologie (19. Iahrg., Heft 2) schrieb Dursch einen
für unser Gebiet ebenfalls bedeutsamen Artikel: „Der Geist der christlichen
Kunst im germanischen Dombau".

Nicht nur als Kunstschriftfteller, auch als Kunstsammler ragte der
weit über das gewöhnliche Maß eines „Ruralkapiteldekans" hinausragende
Pfarrer, eine Zierde des Klerus der nun hundertjährigen Rottenburger Diö-
zese. Er war als Kunstkenner und Kunstsammler ebenbürtig einem Prälat Dr.
Joseph Schwarz von Ellwangen oder Domdekan und Universitätsprofessor Dr.
Johann Baptist von Hirscher, als Denker und Schriftsteller selbständiger und
schöpferischer als diese und viele andere seiner Vor- und Nachfahren. In der
Geschichte der Pädagogik ist dem originellen Systematiker längst die verdiente
Stelle durch Schmidts Geschichte der Pädagogik (IV 4 [1883], S. 704 ff.),
Roloffs Lexikon der Pädagogik (I [1913] S. 920 ff., I. B. Sägmüller),
durch Lauchert in der AllgemeinenDeutschenBiographie (47 [ 1904], S. 213 f.)
angewiesen. Was sein literarisches Schaffen und seine Sammeltätigkeit für
die Kunstgeschichte des 19. Jahrhunderts, näherhin für eine noch nicht ge-
schriebene Geschichte der neueren Kunstgeschichte bedeutet, >uuß an anderem
Ort und zu anderer Zeit ausführlich dargestellt werden.

Vor mir liegt ein vergilbtes Heftchen, dessen blauer Umschlag „Herrn
Präzeptor Dr. Merk" überschrieben ist. Das Kleinoktavheft mit seinem noch
mehr abgeschossenen Papier und 35 Seiten enthält: „Neue Mitteilun-
gen des Archäologischen Vereins zu R ottweil unter dem Pro-
rektorat Sr. Majestät des Königs Karl von Württemberg". Gedruckt ist es

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