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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 43.1928

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2. Heft
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Breucha, August: Der Barock in Oberschwaben
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https://doi.org/10.11588/diglit.15946#0059
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wohl auch die Ausstattung von Heiligkreuztal im Renaissancestil. Fruchtbar
dagegen war die zweite Periode, die Hochstufe, die in ihrem ersten Abschnitt
(167‘> bis 1700) Schönenberg 1682, Obermarchtal 1686, Friedrichshafen,
Schloßkirche 1695, in ihrem zweiten Abschnitt aber (1700 bis 1720) eine
ganze Reihe wichtiger Kirchenbauten hervorgebracht hat: Die Kollegiumö-
kirche Ehingen 1712, Weingarten 1715, Rottweil, Ruhe-Christi-Kapelle
>715, Frauenbergkirche in Munderkingen 1715, Weißenau 1717, Groß-
engstingen 1717, Zöbingen 1718, Ehingen, Liebfrauenkirche 1721.

Die Spätstufe (1720 bis 1780) hat hervorgebracht: Iefuitenkirche in
Ellwangen 1721, Sießen 1726, Konviktskirche in Rottweil 1727, Schloß-
kirche in Mergentheim 1750, Wolfegg 1755, Kißlegg 1754, Stadtpfarr-
kirche Ehingen, Schiff, 1758.

Von 1740 an kominen die ganz großen Namen, nämlich: Steinhaufen
1740, Zwiefalten 1741, NereSheim 1745, Wies 1746, Ottobeuren 1747,
die Kapelle von Gosienzugen 1749, Roggenburg 175 2, Rottweil, Domini-
kanerkirche 1755, Haigerloch 175 5, Erbach 1766, Difchiugen (OA. NereS-
heim) 1769, Ehingen, Chor der Stadtpfarrkirche, 1754.

Als bemerkenswerte Bauten des Abklangs dieser Periode sind zu nennen:
Buchau 1770, Wiblingen 1772, Rot 1777, Oberdischingen 1780, Trugen-
bofen bei NereSheim 1781, Rißtisien 1789.

Die Hochstufe ist gekennzeichnet durch die großen Werkmeisterfamilie». Der
Baumeister dieser mit 1650 beginnenden Periode wächst aus dem Handwerk,
wie es sich vom Meister auf den Gesellen, vom Vater auf den Sohn fort-
pflanzt, heraus. Die Fainilie gelangt allmählich zu künstlerischem Ruhm, ge-
hobener sozialer und wirtschaftlicher Stellung und stellt schließlich der Periode
den führenden Meister. Eine solche Baumeisterfamilie eröffnet in Schwaben
Michael Beer aus Au in Vorarlberg. Zu derselben gehören seine Vettern
Michael Thumb und Christian Thumb, welche beide die Kirche auf dem
Schönenberg lind in Obermarchtal bauten. Ihren Höhepunkt erreichte diese
Familie in Franz Beer, den, Meister von Obermarchtal, der KöllegiumSkirche
in Ehingen und Weingarten und Weißenau. Ratsherr von Konstanz, von,
Kaiser geadelt als Edler von Blaichen. Seine Art ist heimatlich, handwerk-
liche Gediegenheit, ruhige Kraft.

Die nächste Periode, also die Spätstufe, von 1720 an, die Zeit des Ro-
koko, wird von Individualitäten getragen. Die Künstlerfamilien sind erloschen,
nun treten die schöpferischen Persönlichkeiten auf den Plan. Drei große
Meister sind es, die der Periode das Gepräge geben, und zwar durch ganz Süd-
deutschland, in Bayern, Schwaben und Franken: Johann Michael Fischer
von München, Dominikus Zimmermann von Landsberg und Balthasar Nen-
mann, der große fränkische Meister. Neben ihnen spielen in Bayern noch die
Gebrüder Cosmaö und Egid Ouirin Asam eine gewisse, wenn auch unter-
geordnete Rolle.

Johann Michael Fischer, der Erbauer von Zwiefalten und Ottobeuren,
ist von Haus aus Werkmeister. Das sichere handwerkliche Können ist ihm die
Grundlage für die von ihm erreichte, völlige konstruktive Freiheit, für die her-

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