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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 43.1928

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3. Heft
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Naegele, Anton: Das Rottenburger Diözesanmuseum einst und jetzt
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https://doi.org/10.11588/diglit.15946#0076
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von der Universität Tübingen hat mehrmals Abteilungen seiner Hörer nach
Rottenburg geführt und von Bischof Keppler Zutritt in die Sammlung des
Palais bereitwillig zugesagt erhalten. Darunter waren aus verschiedenen
bekannten Gründen nur wenige katholische Theologiestudierende. Kein Wun-
der, daß bei solcher Auswertung der einzigen kirchlichen Galerie des Landes
die Schulung in der Schätzung vergangener Kunstwerte die vom mistenden
Vorstand des Diözesankunftvereins beklagten Früchte zeitigte, und bis in die
jüngste Zeit noch unglaubliche Verschleuderungen von kirchlichem Kunftbesitz
vorgekommen sein sollen. Wer zählt vollends die Scharen des einheimischen
Klerus der letzten 60 Jahre, die, bei den jedjährlichen ordentlichen oder bei den
nicht wenigen außerordentlichen Anlässen in die Bischofsstadt pilgernd, von
der Existenz eines Diözesanmuseums keine Ahnung hatten noch je Einblick
in die in einzelnen Räumen des bischöflichen Palais aufgespeicherten Kunst-
schätze erhielten!

Beim Rückblick auf das letzte Halbjahrhundert der Diözese im Zentenar-
jubiläumsjahr mag man der wohl mehr als ein Tausend füllenden Zahl
der Geistlichen des Bistums gedenken, die, den Pilgerweg mit den Be-
wohnern der unterirdischen Sülchengruft teilend, von hinnen geschieden sind,
ohne die Kunstschätze der oberirdischen Bischofswohnung im Leben geschaut zu
haben! Es kann also weder der erste noch der zweite Bestandteil deS groß-
klingenden Wortes „Diözesanmuseum", weder das Stamm- noch das Be-
stimmungswort auf die bisherige Art der Verwaltung deS Lippfchen Kunst-
erbes Anwendung finden. Es ist demgemäß durchaus unrichtig, von einem
„Rottenburger Diözesanmuseum" im zweiten Halbjahrhundert deS Bistums
zu reden und zu schreiben, da keiner der musealen Grundbegriffe durch diese
bischöfliche Privatgalerie vor dem Iubiläumsjahr erfüllt war.

2.

Nun ist wieder eine merkwürdige, tragische Verwicklung zu konstatieren,
die sich auö der Spannung zwischen dem Wollen des Tübinger Professors und
dem Taterfolg des letzten Rottenburger Bischofs hochseligen Angedenkens zu
ergeben scheint. Im letzten Jahrgang deS Organs unseres Diözesankunst-
vereins, der unter der Ägide deS kunstbegeisterten Professors Dr. Paul Kepp-
ler erschien, vor seiner Berufung nach Freiburg, räumte der unter weit glück-
licheren Auspizien seines Amtes waltende Redakteur des „Archivs für christ-
liche Kunst" zweimal einen Vorderplatz der Besprechung deS „Bischöflichen
Kunstmuseums" ein. Der erste, kleine Artikel"), offenbar von Kepplers Hand
geschrieben, ist mehr programmatischen Inhalts, der zweite") bringt nach kurzer
Vorbemerkung das auf Grund der Professor Hauserschen Gutachten aufge-
üellte Verzeichnis der „Gemäldesammlung des bischöflichen Diözesanmuseums
in Rottenburg a. N.". Aus dem den 12. Jahrgang eröffnenden Einführungs-
artikel erfahren wir die „den Mitgliedern unseres DiözesankunstvereinS als
NeujahrSgruß" dargebotene Nachricht, ein bischöfliches Kunstmuseum für die
Diözese Rottenburg sei nunmehr inS Leben gerufen, eine Nachricht, die, wie

b) Archiv für christlich- Kunst 12 (1804), S. I - 2 (Nr. 1). •) Ebenda S. S4—91 (Nr. 10).

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