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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 43.1928

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3. Heft
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Naegele, Anton: Das Rottenburger Diözesanmuseum einst und jetzt
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https://doi.org/10.11588/diglit.15946#0082
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sein leider zu früh (1926) zurückgetretener Vorgänger, UniversitätSprofesior
vr. Ignaz R o h r in Tübingen, war.

„Was vergangen, kehrt nicht wieder,

Aber ging es leuchtend nieder,

Leuchtet'S lange noch zurück."

Zweifellos kehren für die Sammlung mittelalterlicher und selbst barocker
kirchlicher Kunstaltertümer jene Zeiten vor und selbst nach der Jahrhundert-
wende nie mehr zurück. Was da noch an großen und kleinen Kunftgegenständen
aus Kirchen und Kirchenböden, aus Pfarr- und Privathäusern unserer Heimat
verschleudert wurde, anstatt an das imaginäre, nicht bekannte, nicht genannte
Diözesanmuseum abgegeben zu werden mit oder ohne Entschädigung, schreit
zum Himmel und klingt wie ein höhnisches Echo auf jene Kepplerschen Archiv-
artikel. Ich erinnere nur an ein Beispiel aus Vielen, das Schicksal der großen
Sammlung Pfarrer Schöningers in Söflingen, des ehemaligen Kunft-
vereinsvorftandS, in der Inflationszeit, oder an das mastenhafte Auftauchen
von Altertumshandlungen in Klein- und Großstädten in und nach der Kriegs-
zeit, an den spottbilligen Verkauf einer großen gotischen Madonna aus einer
hübschen Feldkapelle in meinem Heimatdorf (ca. 1902), die der langjährige
Pfarrer und Vorgänger des noch „barbarischeren" Psarrverwesers zugunsten
einer Lourdeöstatue entthront hatte! Nicht leuchtend ging es nieder! Der
Niedergang des IntereffeS an der Erhaltung des alten Kunstgutes hat zuviele
heute unschätzbare Kleinodien der Kunst der Vergangenheit der Raubgier des
Altertümerhandels überlasten, und das bleibt für immer der Kirche, wenig-
stens dem direkten Eigenbesitz und Einfluß der Kirche verloren als Anschan-
nngS- und BildungSmittel für Theologen und Priester, als Dokument und
Monument der Kulturkraft der Kirche der Vorzeit.

So konnte nach jüngstem Bericht in den 6O Jahren seit Erwerbung der
Sammlung des Rottweiler Stadtpfarrers Dursch die bischöfliche Galerie nur
geringe Vermehrung erfahren aus bischöflichem, pfarrherrlichem oder pfarr-
kirchlichem Besitz. Etwa 8O Nummern zählt das Verzeichnis der neugeord-
neten Tafelbilderfammlung. Weitere und würdigere Räume mit günstigeren
Lichtverhältnisten sind durch das Entgegenkommen des neuen Bischofs
vr. Sproll den alten MuseumSkunftwerken angewiesen worden: der ehe-
malige Bibliotheksaal deS IesuitenkollegS mit seinen DeckenfreSken vom
Iesuitenbau deS Joseph Fiertmeier und seinem prächtigen Deckenstuck in Früh-
rokoko. Der kärgliche Bestand an gotischen Skulpturwerken ist durch recht-
zeitige Erwerbung zweier hervorragender Holzplastiken des 15. Jahrhunderts
in ursprünglicher Fassung erweitert worden: Maria in der Ohnmacht und Be-
weinung Christi"); sie sind in dem IubiläumSbuch „Das Diözesanmuseum"
— richtiger wegen der kleinen Auswahl von besprochenen und abgebildeten
Werken „AuS dem Diözesanmuseum" betitelt — in prachtvoller Reproduktion
zu sehen. Kirchliche Metallarbeiten, Paramente und die Erzeugnisse alter und

13) Ersteres hat ein stilistisch und inhaltlich nachstverwandteS Gegenstück in der Gottesackerkapelle zu
Heudorf (OA. Riedlinge»), um dessen Erhaltnnggege»U»»erstandundGeldgierPfarrera D.M.Bullinger
sich besonders verdient gemacht hat; letzteres i» der Filialkapelle zu Burgau bei Dürmentingen.

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