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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 43.1928

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3. Heft
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Nicolai: Aus dem Leben des Malers Phillipp Veit: eine Erinnerung zu seinem 50. Todestag aus unveröffentlichten Originalbriefen
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https://doi.org/10.11588/diglit.15946#0088
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Nus Dem leben des plslers Philipp Neil.

Line Erinnerung zu seinem 50. Todestag aus unveröffentlichten Vriginalbriefen.

Von Prof. vr. Nicolai, Frankfurt a. M.

Die in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts auch in Frankfurt
am Main beginnende Revolutionierung der Geister hatte selbst vor dem stillen
Hause der Städelschen Kunstschule nicht haltgemacht. Hier waltete seit dem
Oktober 1830 Philipp Veit als einer der Führer der Frankfurter Romantik.
Ursprünglich unbestrittener Alleinherrscher, erwuchs ihm sehr bald in der Düs-
seldorfer Akademie, die unter Schadows Leitung kräftig emporgeblüht war,
eine sehr ernste Rivalität, da die Schadowsche Schule nach und nach auch in
den Frankfurter maßgebenden Kreisen Eingang fand. Dadurch scheinen frühzei-
tig künstlerische Meinungsverschiedenheiten zwischen Veit und seiner Admini-
stration entstanden zu sein, die zunächst immer wieder ausgeglichen werden
konnten. Zu einer Krise aber führte eS, als die Administration, die sich nicht
auf eine bestimmte Richtung festlegen lasten konnte, die Erwerbung des Les-
singschen BildeS „Huß vor dem Conzil", beschloß. Lessing galt den Frankfur-
ter Romantikern, wie Weizsäcker (Kunst und Künstler in Frankfurt a. M.
im neunzehnten Jahrhundert) sagt, als der Inbegriff aller der künstlerischen
Laster, die sie selbst verabscheuten. Veit wollte die Einverleibung seines Bil-
des in die ihm unterstellte Sammlung daher vom Standpunkt seiner Kunst-
richtung aus, vor allem aber wegen des antikatholischen Charakters des Bil-
des nicht dulden. Da er mit seinem Widerspruch nicht durchdrang, nahm er
seine Entlassung „aus Gesundheitsrücksichten und anderen Gründen", am
30. Januar 1843. Souchay, der Mitglied der Administration, aber damals
abwesend war, bedauerte zwar den Zwischenfall, da er Veit sehr hoch schätzte,
erklärte aber in einem Briefe an seine Frau (vergl. Schwenner, Geschichte
Frankfurts III. 1.) Veits Entschluß trotzdem für einen glücklichen, da da-
durch einem unhaltbaren Zustand ein Ende bereitet werde.

Die Katholiken Frankfurts unter besonderer Teilnahme des Rates
Schlosser beschlossen, Veit eine großartige Genugtuung zu bereiten. Sie be-
stellten bei ihm für den Hochaltar des Frankfurter Domes eine „Himmelfahrt
Mariä" für 12 000 fl. Das Gemälde befindet sich fetzt im Chor der Lieb-
frauenkirche zu Frankfurt.

Der Briefwechsel SteinleS mit Rat Fritz Schlosser und dem Düssel-
dorfer Buchhändler BuddeuS nimmt ebenfalls auf die bekannte Veitsche
Sache Bezug; auch diese Briefe sind undatiert.

Schloß Rheineck, den 11. Juli 1840.

Sie wissen, daß ich zu keiner Zeit ein fleißiger Korrespondent war, daß
mich nur äußere Nothwendigkeit oder ein sehr mächtiger, lang unterdrückter
Drang dahin bringen können, zur Feder zu greifen. Aber nicht dies allein
konnte mein Versprechen, Ihnen von mir Nachricht zu geben, so sehr verzö-
gern, es war vielmehr mein ausdauerndes und angestrengtes Arbeiten an mei-

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