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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 43.1928

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3. Heft
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Höhn, Heinrich: Dürers Kunst und die Natur, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15946#0100
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ging Dürer jedem feinsten Zuge in diesen Angesichtern nach, und doch verlor SV
nicht die Überschau und wußte er stets den ganzen Menschen zu fasten.

Wie mächtig müssen solche Menschenbilder die Zeitgenossen unseres Künst-
lers gepackt haben! Da war nun auf einmal einer, der, nach des Erasmus
Worten, alle Leidenschaften, die ganze aus dem Körper hervorleuchtende Seele
des Menschen, ja fast die Sprache selbst in seinen Kunstgebilden mitzuteilen
vermochte. Die mit dem Eintritt der Renaissance in das deutsche Kulturleben

Dürer, Christus und Magdalena.
Holzschnitt aus der Rleiiieu Passion. (23. 47.)

ihrer selbst bewußt und frei gewordene Persönlichkeit des Menschen dokumen-
tierte sich in ihnen zum erstenmal auf deutschem Boden vollrund und morgen-
klar und zugleich mit jener tatbereiten inneren Spannung, die dem Wesen
deö nordischen Menschen im Gegensatz zum gelösteren des südlichen so oft daö
blanke und wehrhafte Gepräge verleiht.

„Unser Gesicht ist geleichformig eim Spiegel", sagt Dürer. Aber sein seh-
gewaltigeS Auge spiegelt nicht nur: ein großer wissender Wille lenkt die Seh-
kraft und verwertet das Gesehene nach einer ganz bestimmten Idee. Diese

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