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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 43.1928

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4. Heft
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Naegele, Anton: Direktor Hans von Kolb zum Gedächtnis
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https://doi.org/10.11588/diglit.15946#0137
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Direktor Ans von Alb zum lßebgchtms

Von Prof. Dr. A. Nägele, Schwab. Gmünd.

Wenn Goethes Wort von der höchsten Weihe der Kunst durch die Reli-
gion wahr bleibt — seine Wahrheit bestätigen ungezählte Kunstwerke wie
auch zahlreicher Künstler Lebensläufe —, dann weht gewiß um ein frisches
Grab am Bodenseegestade die doppelte Weihe von Religion und Kunst. Nicht
gar ferne der Heimat, in der zwei volle Menschenalter der Ehinger BürgerS-
fohn als Zeichenlehrer, Kunstgewerbeschuldirektor und Kirchenmaler gewirkt,
hat HanS Kolb seine letzte Ruhestätte gefunden. Im Patriarchenalter von
83 Jahren ist der Nestor der württembergischen Künstler und Kunstgelehrten
am 17. September 1928 in Ü b e rl i ng e n am Bodensee aus dem Leben voll
Arbeit und Erfolgen geschieden, nachdem er kaum mehr als ein Jahr mit Tochter
und Schwiegersohn, dem ehemaligen hochverdienten Hohenheimer Akademie-
profestor Oberforstrat a.D. Dr. Schinzinger, fein neues Tuskulum am
badischen Seeuser hatte teilen dürfen. Der auf Erden wie nur einer „die
Zierde des Hauses Gottes geliebt hat" nach des Psalmisten Wort, darf nun
in das Antlitz der unvergänglichen Schönheit schauen und den Lohn eines den
höchsten Idealen zugewandten Lebens und StrebenS als Mann und Christ,
als Künstler und Lehrer, als Bürger zweier Welten genießen. Was der Ver-
ewigte in langem Leben geschaffen auf den verschiedensten Gebieten theore-
tischer und praktischer Kunstbetätigung, gehört der Geschichte an, nicht nur
im gewöhnlichen Sinne annalistisch-hiftorischer Aufzeichnung, sondern als
Abschluß einer hinter uns liegenden künstlerischen Übergangsepoche. Im Unter-
schied von nicht wenigen Erscheinungen der zweiten Jahrhunderthälfte und
ihres Stilimitationscharakters mag von Kolbs Stellung in diesem nicht
immer erfreulichen Produktionsabschnitt daö Dichterwort gelten:

,,WaS vergangen, kehrt nicht wieder,

Aber ging es leuchtend nieder,

Leuchtet's lange noch zurück!"

Etwas von diesem Abendsonnenschein strahlte noch auf, als der im Jahre
1913 pensionierte Direktor der Stuttgarter Kunstgewerbeschule in seltener
geistiger und körperlicher Frische am 28. Juli 1924 seinen Eintritt in das
80. Lebensjahr feierte, und der bedeutsamen Rolle gedacht wurde, die der
Jubilar im Kunstleben deS Königreichs Württemberg und des ViStumS
Rottenburg während des abgelaufenen halben Jahrhunderts gespielt hat'). Die
Donaustadt Ehingen, die stets mit Stolz auf ihren großen Sohn geschaut, hat
ihm aus Anlaß des 80. Geburtstags durch Beschluß des Gemeindekollegiums
vom 17. August 1925 das Ehrenbürgerrecht verliehen. Schon zwölf Jahre
vorher, als Kolb am 9. Juni 1913 nach fünfundvierzig Dienstjabren und
siebenjähriger Direktionstätigkeit die Leitung der Kunstgewerbeschule nieder-
legte, hatte ihm S. M. König Wilhelm II. mit dein Ehrenkreuz des Württem-
bergischen Kronenordens den Personaladel übertragen — eine seltene Künst-

*) Bgl. A Pfeffer im Deutschen Volksblatt, 28. Juli 1924, Nr. 174.

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