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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 43.1928

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4. Heft
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Naegele, Anton: Direktor Hans von Kolb zum Gedächtnis
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https://doi.org/10.11588/diglit.15946#0138
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lerehrung für den Ehinger Handwerkersohn, wie sie etwa vier Jahrzehnte
früher dem Unlinger Bauern- und Zieglersohn Joseph Kopf, Bildhauer und
Professor in Rom, durch König Karl zuteil geworden war').

Neben anderen Ehrungen ist auf diesen Blättern vor allem die Ernennung
zum Ehrenmitglied des D i ö z e s a n k u n st v e r e i n S zu erwähnen, die das
seit 1899 gewählte Ausschußmitglied durch seine mehr als zwanzigjährige,
uneigennützige und unermüdliche Vereinstätigkeit wie nur einer verdient und
beim Ausscheiden aus dem Vereinsausschuß wegen vorgerückten Alters 1920
erhalten hatte. Sein Interesse an der ihm in langen Jahren liebgewordenen
Diözesankunftvereinssache bekundete der Verstorbene noch zu Beginn deS letz-
ten Jahres in rühmlicher Weise. Mit der noch im hohen Alter ihm verbliebe-
nen festen, kernigen Handschrift erkundigte sich der greise Kunstgelehrte, be-
sorgt über das lange Ausbleiben der Hefte unseres DiözesanarchivS vor Über-
nahme der Schriftleitung durch den derzeitigen Redakteur, und bestellte nach
Hohenheim und dann nach Überlingen die neue Fortsetzung, gewiß nicht aus
bloß persönlicher Bekanntschaft mit dem neuen Herausgeber. Dieser hatte
gerade vor zehn Jahren das Glück, in schwerster Zeit mit Hans von Kolb ein
Vierteljahr lang auf einem Gebiet zusammenarbeiten zu dürfen, auf das ihn,
den Ruhestandsbeamten, des Vaterlandes höchste Not, mich ein ungesuchter
Auftrag staatlicher- und kirchlicherseitS gerufen. Direktor a. D. Kolb wurde
von der Obersten Heeresleitung und der württembergischen Staatsbehörde
als Zentralinstanz für Begutachtung der Glocken im Bereich der katho-
lischen Kirche des Landes, des Bistums Rottenburg, im Frühjahr 1917
bestellt, der damalige Oberpräzeptor am Progymnasium in Riedlingen
aber erhielt als Verfasser dreier Arbeiten über Bronzekunst der Renaissance^)
Ende Juli von Dekanat und Oberamt den Auftrag, die Glocken des Ober-
amtsbezirks zu begutachten und nach Untersuchung ihres historischen, künst-
lerischen Werts vor der Beschlagnahme für den Heeresbedarf zu retten, nach-
dem der mit der Erledigung des Geschäfts beauftragte Verwaltungsbeamte
und deshalb auch der größte Teil der Pfarrämter die bald darauf ablaufende
Frist für Anmeldung und Sicherstellung des Vorzugspreises versäumt hatte«.
Ebenso prompt wie die manchmal täglich oder wöchentlich eingereichten Be-
richte, die auf Grund persönlicher Untersuchung auf Klettertouren von Kirch-
turm zu Kirchturm abgefaßt und der höchsten Eile wegen mit Umgehung von
Schultheißenamt, Pfarramt und Oberamt direkt an die Zentralbehörde in
Stuttgart eingereicht wurden, lief von Direktor von Kolb die Entscheidung
ein, die sofort an die Pfarrämter weitergegeben wurde, und diese fiel mit
wenigen Ausnahmen im Sinne des Gutachters aus, der oft genug selbst Akten
und Urkunden zur Konstatierung heimatkundlichen Wertes als Waffen gegen
den hart zugreifenden Kriegsmoloch ins Feld geführt hat. Leider hat den
starken Erfolg des ersten GlockenfeldzugS, dessen Ergebnisse in einem Sonder-
heft des Jahrgangs 1919 der Württembergischen Jahrbücher — ohne Schuld

2) Vgl. A. Nägele im Arch. f. chr. K. 1927, S. 52.

s) A. Nägele: Die Bronzeepitaphie» i» Mcßkirch und ihre Meister. Beiträge zur Geschichte der
Renaissanee in Bade», Hobenzollern und Württemberg 1915. Fünf Generationen einer schwäbischen Erz-
gießerfamilie Neidhart 1914. Ein Augsburger Erzgießer und feine Werke 1915.

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