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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 43.1928

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4. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.15946#0142
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Literatur.

Gmünder Kunst, Band VI. Die St. Jo-
hanneskirche zu Gmünd. Von Walter
Klein. Mit 95 Abbildungen und Ta-
felbildern. Kommissionsverlag und
Herstellung von H. L. Brenners
Druckerei (Inhaber Breidenstein),
Frankfurt a. M. 1928. 140 S., geb.
7.50 Mark.

Unter den Festgaben zu seinem Doppcl-
jubiläum erhielt f Exzellenz von Keppler
unter anderem die Monographie von Nä-
gele über die Gmünder Heiligkreuzkirche.
Sie war dem hohen Jubilar besonders
wertvoll als Geschenk der Heimat und als
eine Musterleistung gründlicher und doch an-
sprechender Arbeitsweise. Es war zu hoffen
und zu erwarten, das, die St. Johannes-
kirche bald eine ähnliche Bearbeitung finden
würde. Sie ist ihr geworden durch Walter-
Klein, den Direktor der Gmünder Schule
für Edelmetallkunst, der sich durch seine Ar-
beiten über das Goldschmiede- und das Zjnn-
gießergewerbe in Gmünd sowie über Johann
Michael Keller, den Gmünder Barrckbau-
meister (Band I —III der Bücher über
Gmünder Kunst), bereits um die Lokalkunst-
geschichte verdient gemacht hat.

Im ersten Abschnitt wird die Vor- und
Baugeschichte, im zweiten die Bedeutung
für die Geschichte der schwäbischen, im
dritten das Verhältnis zur lombardischen
Kunst behandelt, dann das Äußere und
Innere, die figürliche und die Ornamental-
plastik, hierauf Turm und bauliche Ver-
änderungen im 15., 18. und 19. Jahr-
hundert. Die Schlußgedanken geben An-
regungen für die Gegenwart. Der Ver-
faffer versteht es, die Kirche aus ihrer Grün-
dungszeit herauswachsen zu lassen und durch
den Wandel der Zeiten zu geleiten. Beson-
ders dankbar darf man ihm sein für das
reiche Vergleichungsmaterial aus Architek-
tur und Plastik. Die Kritik, die er an dem
Radikalismus bei den verschiedenen Reno-
vationen übt, wird der Leserkreis des „Ar-
chivs" ohne weiteres billigen und sich freuen,
daß die derzeitige Diözcsankunftvercinslei-
tung das Gute aus jeder Kunstepoche zu er-
halten sucht. Zum Ehrenbuch für Gmünd ist
die Arbeit KleinS geworden durch Mittei-

lung des Aufwandes für Erhaltung und
Wiederherstellung der Kirche. Der Opfer-
sinn der Gläubigen hat sich hier wie seitdem
so oft glänzend bewährt. Erfreulich ist auch,
daß bei den Anregungen für die Gegenwart
auf tüchtige einheimische Kräfte verwiesen
werden kann. Nur möchten wir dem
Wunsche Ausdruck geben, daß im Falle einer
Änderung des malerischen und plastischen
Schmuckes die Architektur das Wort be-
hält und die Zugaben sie nur hervorheben,
insbesondere, daß eine etwaige Bemalung
die richtigen Mittel findet, um sich der
Eigenart der Johanneskirche anzupassen,
zumal da ja die moderne Malerei sich in
einem deutlich wahrzunehmenden Übergangs-
stadium befindet. — Für eine Neuauflage,
die das gediegene Buch redlich verdient hat,
möchten wir zwei Winke geben, einen sach-
lichen und einen formalen. Sachlich möch-
ten wir wünschen, daß zur Erklärung der
Tiergestalten außer dem Heidentum die Hei-
lige Schrift noch mehr hcrangczogcn werden
möchte. Welch grandiose Bilder enthält die
Apokalypse — und doch ist auch nicht eines
originell, sondern klingt irgendwie ans Alte
Testament an, insbesondere an die Prophe-
ten. Und wie naturfreudig sind die Psal-
misten, wie geschickt verstehen sie Himmels-
körper, Wolken, Berge, Flüsse, Tiere und
Pflanzen und ebenso die Fabelwesen zum
Lobe Gottes heranzuziehen! Für diese und
manche anderen Punkte könnte Künstles
„Ikonographie der christlichen Kunst" und
Sauers „Symbolik des Kirchcngebäudcs"
gute Dienste leisten. Auf S. 2 (Karolingi-
scher Ursprung) hätte auf die grundlegende
Arbeit von Mehring in den „Blättern für
württembergische Kirchcngeschichte" (1921,
S. 96— 107) verwiesen werden dürfen.
Nach der formalen Seite möchten wir eine
einheitliche Zitationsweise empfehlen. So
fehlt z. B. in der Anmerkung auf S. 4
Jahr des Erscheinens und sogar Seitenzahl,
in den Litcraturangaben auf der letzten
Seite bei der Mehrzahl der aufgeführten
Werke die Jahreszahl. Dem Gesamtwert
der tüchtigen und in manchen Abschnitten ge-
radezu erhebenden Arbeit soll damit kein
Eintrag geschehen.

Tübingen. 3*

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