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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 44.1929

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Heft 1
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Naegele, Anton: Zwei alte Meisterwerke aus dem neuen Rottenburger Diözesanmuseum
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Rueß, Bernhard: Das Inventar des ehemaligen Klosters in Schussenried, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15947#0034

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hat, die Verbindung göttlicher Größe und menschlicher Schwäche erkennen.
Die feine Abwägung der Bewegung, der Rhythmus der Linien, das Ebenmaß
der Affekte, die stille Gelastenheit, der meisterhafte Aufbau der Gruppe, die
Tiefe der Beseelung, nicht zuletzt der Stimmungsgehalt der ursprünglichen
Farbengebung, drücken der Rottenburger Skuptur den Stempel der Vollen-
dung auf und reihen sie ebenbürtig anderen Kleinodien schwäbischer Plastik
der Spätgotik an. Von den „trauernden Frauen" der Rottweiler St. Lo-
renzkapelle, die aus der Salemer Gegend stammen und ihrer reichen, „antik
schönen Fältelung der Gewänder" trennen unsere Trauernden wohl mehrere
Jahrzehnte. Zeitlich und stilistisch am nächsten werden neben der Eriskircher
Heimsuchungsgruppe unserer Rottenburger Gruppe die Trauernden Frauen
auS Roggenbeuren in der Lorenzkapelle kommen, die I. Baum in seinem
soeben erschienenen Katalog der Bildwerke dieser einzigartigen Sammlung
um 1440 datiert. Auch unsere von Pfarrer Pfeffer 1420 datierte Gruppe
wird einem Meister der Bodenseeschule zuzuweisen sein, die in dem Meister
von Eriskirch einen bedeutenden Bildschnitzer hervorgebracht hat.

A. Nägele.

Das Jnvenlsr Des ehemaligen Klosters in Srtjuffenneö.

Von B. R u e ß, Stadtpfaroer a. D., Altshausen.

Die Schusienrieder Klosterkirche wurde im 13. Jahrhundert in roma-
nischem Stil erbaut und später in gotischem Stil erneuert. Von den ältesten
Altären sind aber keine Teile oder Statuen mehr vorhanden, wenigstens am
Klostersitze selbst. Dagegen sollen gotische Figuren sorethanischer Provenienz
durch Händler in norddeutsche Museen verschleppt worden sein. Ein spät-
gotisches Hochrelief, den Tod Mariä vorstellend, mit originellen Figuren
und guter Komposition, findet sich allerdings noch in der Vorhalle des Gottes-
hauses und scheint ein Stück des früheren Inventars zu sein. Zu vermuten ist
auch, daß die sehr sorgfältig ausgeführte, überlebensgroße Statue des heiligen
Christo p h o r u s, jetzt im Paradies der Kirche aufgestellt, ehedem von dem
Abt Heinrich Österreicher für die von ihm zu Ende des 15. Jahrhunderts
erbaute Christophskapelle beschafft worden ist. Aus alter Zeit stammt auch
noch eine in der Eingangshalle der Kirche zu sehende Pietaskulptur. Von
einer auf einem Seitenaltar stehenden, schönen gotischen M a d o n n a (Him-
melskönigin mit dem Jesuskind, einen Apfel haltend) haben wir erfahren, daß
diese Statue früher in Privatbesitz gewesen und erst später geschenkweise dem
Kircheninventar einverleibt worden sei. — Anno 154 6 hat Abt Johannes
Wittmayer dem von ihm erbauten Krankenhaus bei St. Martin zwei sil-
berne Becher vermacht. — Ums Jahr 15 64 hat Abt Benedikt Wall in
Überlingen einen 54 Lot schweren, silbernen vergoldeten Kelch machen lasten.
Das verarbeitete Lot von diesem Edelmetall kostete damals 11 Batzen, also

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