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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 44.1929

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Heft 1
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Rueß, Bernhard: Das Inventar des ehemaligen Klosters in Schussenried, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15947#0037
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dem Biberacher Ratherrn KoSmaS Rohrer, ein schöner, großer, silberner und
vergoldeter Kelch geschenkt worden.

Von dem Jahr 1629 an pflegten die Chorherren von Schuffenried weiße
Pelzkragen zu tragen, die man Almuzien oder auch kanonische Pelz-
mäntelchen nannte. Für einen einfachen Mönch kostete ein solches Kleidungs-
stück 11 fl., dagegen hatte Abt Rohrer für das feinige samt Quasten und
Schließen 64 fl. bezahlen müffen.

Während das Reichsstift bisher immer wieder hatte Neuanschaffungen
vollziehen können, hat sich daö Blatt im Dreißigjährigen Krieg gewaltig ge-
wendet. Denn es wurden sogar Veräußerungen notwendig. Der Abt hatte
sich nach Münsterlingen geflüchtet. Hier mußte er Anno1633, um schwedische
Kriegskontributionen bereinigen zu können, zum erstenmal den Silber-
s ch a tz, den er mit sich ins Eril genommen hatte, angreifen. Auf dringendes
Bitten des im Kloster zurückgebliebenen Großkellers Pater Franz Schlev
schickte der Prälat von dem Silberservice 205 Mark und 23 Lot in die Kon-
stanzer Münze, wofür er 2288 fl. 48 kr. erlöste. Denn es wurde damals das
Lot vom besten Probsilber nur mit 40 kr. bezahlt, vom vergoldeten Silber
aber das Lot mit 44 kr. — In der größten, durch den Schwedenkrieg über fein
Kloster heraufbeschworenen Not war der Prälat sogar einmal gezwungen,
einen zinnernen Kelch um 1 fl. 45 kr. zu kaufen und ihn nach Sckussen-
ried zu schicken. — Anno 1640 sah man zum erstenmal wieder den Abt
Matthäus nach seinem zwölfjährigen Eril mit der abbatialischen Mozetta und
mit dem Pektorale geschmückt in seinem verarmten Gotteshaus umhergehen,
er begann, das Veftiarium aufs neue mit Leinwand und Kleidern zu
versehen; er kaufte Wein, Gartengewächs- und Kräutersamen. Weil feine
lieben geistlichen Söhne während ihres ruhelosen Umherirrens wie der Prälat
selbst Magenverderbnis und allerlei sonstige Gebrechen sich zugezogen hatten,
ließ er für sich selbst und die Mönche Sauerbrunnenflaschen aus Kleineng-
stingen kommen, wie auch verschiedene Arzneien, Präservativ-, Konfortativ-
und Konservativmittel. — Auch bestellte er die große hölzerne Statue des
heiligen Magnus bei Zacharias Binder, Bildhauer in Ehingen; sie ist
jedoch erst 1645 um 27 fl. 30 kr geliefert worden. Als somit Abt Rohrer
wieder in seinem Kloster eingetroffen war, hatte er s so gründlich ausgeraubt
gefunden, daß er selbst die kleinsten Kleinigkeiten wieder neu anschaffen mußte.
Allein daS Allerschlimmste kam erst jetzt: Als die Schweden aus dem durch
General Wrangel eroberten Bregenz zurückkehrten, hätten sie gerne das
Reichsstift an der Schüssen ausgeplündert. Aber sie fanden da schlechterdings
nichts mehr vor, was das Tragens und Mitführens wert gewesen wäre.

(Schluß folgt.)

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