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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 44.1929

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Heft 2
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Naegele, Anton: Die fürstlich-hohenzollernsche Kunstsammlung in Sigmaringen einst und jetzt, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15947#0045

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ARCHIV

FÜR CHRISTLICHE KUNST

Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins

Redigiert von Professor Dr. A. Nägele, Schwöb. Gmünd, Vogelhof 3.

Eigentum des Rottenburger Diözesan-
Kunstvereins e. V. / Komin.-Verlag
der Echwabenverlag Akt -Ges. Stuttgart.

Erscheint vierteljährl. / Bezugspreis fährl.
Jl 7.50. / Bestellungen nehmen sämtl. Buch-
handlungen sowie auch derBerlag entgegen.

XLIV

2. Heft

1929

Die lfürlililli-Ssoheniolletnsche Iliunllfammlung in figmatingen

einst unO jetzl.

Von Prof. Dr. A. Nägele in Gmünd.

I.

Am Vorabend der Auflösung.

Wer am Sterbelager eines geistig hochstehenden greisen Gönners oder
Freundes machtlos dem unerbittlichen Walten des Geschickes Zusehen muß, dem
wird das Abschiednehmen schwer. Ein letzter, schmerzlicher Abschiedsbesuch war
es, der am sonnigen, sommerlichen Apostelfeiertag dem hochsinnigsten, vertrau-
testen unter den Sigmaringer Freunden galt — in letzter Stunde. Von dem
grausamen Schicksal, das einer der herrlichsten, wertvollsten, für Schwäbische
Kunst und Schwäbisches Land unersetzlichen Kunststätten bevorstand, sind im
Lauf des Frühjahrs und Sommers 1928 nur ganz wenige, unverbürgte Nach-
richten aus der ehemaligen fürstlichen Residenzstadt in die Öffentlichkeit hinaus-
gedrungen, gleichsam nur die letzten Seufzer einer in aller Heimlichkeit sterben-
den großen und reichen Schöpfung. Da die kaum geglaubten Gerüchte von Ver-
kauf und Auflösung der fürstlichen Kunstsammlung immer bedrohlicher lauteten
und zuletzt ihre Wahrheit grausame Bestätigung von Frankfurt aus, der nächsten
vorläufigen Uebersiedlungsstation der Hauptmasse des Sigmaringer Museums,
erfuhr, mußte sich der Berichterstatter beeilen, wollte er noch einmal dem Sterben-
den oder richtiger zum Tod Verurteilten ins traute Antlitz schauen. Von Grab zu
Grab! — von der einstigen Deutschordensresidenz Altshausen, die vor hundert
Jahren durch Napoleons I. Machtspruch und den Landhunger seiner tiefgebeugten,
Handsalben reichenden Vasallen unter den deutschen Fürsten das letzte Opfer
der Mediatisierung und Säkularisierung geworden und nach wieder hundert
Jahren das Asyl der entthronten württembergischen Herzogsfamilie werden
sollte, zu der durch die Achtundvierzigerbewegung und preußische Hilfsbereit-
schaft der Herrschersouveränität entkleideten fürstlichen Residenz der schwäbischen

ZZ
 
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