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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 44.1929

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Heft 2
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Naegele, Anton: Die fürstlich-hohenzollernsche Kunstsammlung in Sigmaringen einst und jetzt, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15947#0050

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weiter erfolgen wird ohne festen Ausblick in die Zukunft, so gilt es, dem Ge-
wesenen den Tribut der Pietät zu zollen und in der Erinnerung, wie es gestern
noch war, heute festzuhalten.

II.

Ein letzter Gang durch die fürstlich hohenzollernsche Kunstsammlung

in Sigmaringen.

l. Ein Jahrhundert fürstlicher Sammeltätigkeit.

Wehmütigen Sinnes wird künftig jeder einheimische und fremde Besucher
den Burgberg Hinansteigen, vorüber an der barocken Stadt- und Schloß-
kirche, welche die Wiege des hl. Fidelis von Sigmaringen im Schrein hinter
kunstvollen altdeutschen, reliefgeschmückten Türflügeln birgt, zum Galeriebau, wo
jahrzehntelang Herr Haug mit der für einen Galeriediener staunenswerten
Kenntnis und liebevollstem Kunstverständnis seines Amtes als Führer waltete.
Durch einen kleinen Vorraum mit einigen Tafeln an den Wänden und den
Pantoffeln für die genagelten oder ungenagelten Schuhe der Besucher betritt
man die hohe, zweistöckige Halle. Ehrfurcht wie beim Betreten einer gotischen
Kirche ergreift uns, aber auch der Mangel an Licht beginnt sofort sich bemerklich
zu machen, vor allem für die Gemälde; ob sie in der unteren oder oberen Reihe
hängen, wirkt der von zwei Seiten her schlecht belichtete Raum zu jeder Tages-
zeit verhängnisvoll. Vorteilhafter sind die vielen Kleinodien an Kleinkunst in
Elfenbein, Edelmetall, Holz und Keramik in den zwei Kastenreihen des Mittel-
gangs aufgestellt. Von den zwei kleinen Seitenzimmer am östlichen Abschluß ist
wenigstens das eine von Norden her belichtet. Offenbar hat sich der Gründer der
Galerie durch seine Vorliebe für mittelalterliche Kunst verleiten lassen, derselben
ein architektonisch wohl ansprechendes, technisch aber, wenigstens von der heutigen
Museumsarchitektur aus angesehen, völlig verfehltes Heim im spätgotischen
Stil zu erstellen.

Weshalb die Auflösung dieser Sammlung, kurz vor dem Ablauf ihrer hundert-
jährigen Entwicklung, uns Schwaben besonders nahe gehen muß, ist unschwer zu
erraten. Nicht nur stammt ein gut Teil der hervorragendsten Bildwerke aus dem
hohenzollernfchen Nachbarland Württemberg, aus dem oberschwäbischen
Anteil des Bistums Rottenburg; ein weit größerer Teil gehört dem im weiteren
Sinn gefaßten schwäbischen Kunstkreis an: Werke von benannten und namen-
losen Künstlern aus dem Bodensee-, Oberrhein-, Ulmisch-Augsburgischen Gebiet.
Was an italienischem und niederländischem Kunstgut in der Sigmaringer Samm-
lung sich befindet, reicht quantitativ nicht an das schwäbische heran, qualitativ
ist es gewiß wie jedes Stück des Museums über museale Durschnittsware er-
haben, ist aber in anderen deutschen und außerdeutschen Sammlungen, von
einzelnen extrafeinen Perlen abgesehen, ebensogut, sicher zahlreicher vertreten.
Kunstgeschichtlich bedeutsamer, ja einzigartig sind einzelne Meisterwerke schwä-
bischer und auch rheinischer Schulen, ja mehrere Altartafeln von unbekannter
Künstlerhand aus dem oberschwäbischen Kunstkreis tragen feit der Erwerbung
des einzigartigen Museumsbesitzes den Namen: „Meister von SigmaringeiLL
Glänzend ist die Ulmer Schule vertreten, ebenso Memmingen, Augsburg, die

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