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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 44.1929

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Heft 2
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Naegele, Anton: Die fürstlich-hohenzollernsche Kunstsammlung in Sigmaringen einst und jetzt, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15947#0053

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Franz Rieffel, einer der besten Kenner der Gotik, der in Kriegs-- und
Inflationszeit im Ländchen seine Ferien verbrachte, hat nach längerer Vorarbeit
an Ort und Stelle im Städel-Iahrbuch 1924°) eine kurze Beschreibung der Ge-
mälde und Bildwerke mit zahlreichen Abbildungen herausgegeben, ohne An-
spruch auf Vollständigkeit; „bei der Auswahl der betrachteten Stücke hat die
Neigung des Berichterstatters gewöhnlich mehr mitgesprochen als die Qualität".')
Wohl schon in Vorahnung oder Vorkenntnis der nahen Auswanderung mehrten
sich die Publikationen in den letzten Jahren seitens Sprinz-Losten, Falcke und
Swarzenski, des Direktors des Frankfurter Kunstinstituts und Professor an der
Universität, der die vorläufige Uebersiedelung der ganzen Sammlung ins Städel-
Institut durchgeführt hat.

2. Kunstwerke nichtschwäbischer Herkunft.

Ehe wir die Hauptschätze an schwäbischer Kunst im Sigmaringer Museum
nochmals uns vor Augen führen, sei ein rascher Gang durch das nicht-
schwäbische Kunst gut zuvor gemacht. Zum Unterschied von anderen
staatlichen und fürstlichen Galerien nimmt hier die italienische Kunst den
geringsten Raum ein. Neben auserlesenen Stücken florentinischer Majolikagefäße
mit reicher Renaissanceornamentik fiel in dem nördlichen kleinen Seitenzimmer
eine Krönung Marias ganz in der Art Fiesoles oder seiner Schule auf. Christus
allein auf einem Thron, nicht wie meist mit Gott Vater auf der anderen Seite,
setzt Maria eine Krone auf, umgeben von singenden und musizierenden Engeln.
Das 1358 datierte Holztafelbild stammt von Paolo Veneziano (Bunins
de Yenetiis in Vicenza), ein frühitalienischer Meister, der auch in der Stutt-
garter Gemäldegalerie vertreten ist. Eine andere Krönung Mariä mit italienisch
scheinender Architektur wird jetzt einem mitteldeutschen Meister um 1350 statt
wie bisher einem byzantinisierenden Meister der Kölner Schule von 1250 zu-
geschrieben. Noch weniger allgemein bekannt ist der Meister des trefflichen
Hieronymus mit dem Löwen, Marco P a I m e z z a n o. Ein Prachtstück einer
Mailänder Rüstung hat jeder Besucher am Ende des großen Saales bewundert
und wird es auch künftig können.

In allen Sälen zerstreut hingen Werke der bedeutendsten a l t n i eder-
ländischen Schulen, jedoch keines von der Hand der berühmtesten Schul-
häupter selber. Nur in die Nähe eines Roger van der Weyden und Memlings,
ihrer Werkstatt oder Kreise führt ein kleines Diptychon, das außer Christus am
Kreuz innen die Pieta mit dem Bild des Stifters Guillelmus Schultetus (Wil-
helm Schulz) von Mecheln, datiert 9. Juni 1482, darstellt, und das andere Tri-
ptychon Mariä, datiert um 1325—1350, nur Christus und Maria, flankiert von
je einem musizierenden Engel mit hohen Psauenfederschwingen. Die in den
Evangelien nicht erwähnte Szene des Abschieds Jesu von Maria vor Antritt
seines Leidenswegs hat der sogenannte Meister von St. Severin aus-
drucksvoll dargestellt. Zwei Bilder aus der Katharinenlegende, trefflich in ihren
Landschaftsbildern, bester als in der Figurendarstellung, weisen in die Nähe
des Meisters des Marienlebens, das Triptychon mit der Anbetung der heiligen
drei Könige (Mitte) und der Anbetung des Kindes und der Flucht nach
Aegypten (Flügel), angeblich vom Meister des Todes Mariä, wird jetzt einem
niederrheinischen Meister zugeschrieben. (Schluß folgt.)

6) S. 55—74, Tafeln XV—XXXI. Textillustrationen Nr. 50—70.

7) S. 56.

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