Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Your session has expired. A new one has started.
Metadaten

Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 44.1929

DOI issue:
Heft 2
DOI article:
Naegele, Anton: Hundert Jahre Kunst und Wissenschaft im Rottenburger Diözesanklerus
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15947#0060

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
vor allem wieder vor dem Ausland, wo-
hin teils wünsch- teils furchtgemäß beide
Organe sicher gelangen. Da erwiesener-
maßen bislang die größte Mehrzahl der
wissenschaftlich tätigen Kleriker und Laien
den Befähigungs- und Berechtigungs-
schein zum Schreiben und Veröffentlichen
sich durch die akademische Promotion
zu erwerben pflegt, so hat A. Neher nicht
ganz unrecht, jedenfalls keinen folgen-
schweren Formfehler begangen durch
Zusammenkoppelung der Graduierten
mit den Schriftstellern. Ich bin gewiß
der letzte, der in der akademischen Dok-
torpromovierung — nicht im Doctor
Germanus, noch viel weniger im Gr. Ro-
manus der via antiqua! — den einzigen
oder höchsten Erweis der Wissenschaft-
lichkeit von Theologen und Nichttheolo-
gen erblickt, vielmehr sich stets an den
alten geistreichen Spruch hielt: Doctor
es incipiens, nunc incipe doctior esse!
Aber bei der heutigen Organisation des
höheren Bildungswesens in den Haupt-
kulturstaaten Europas ist seine Erreich-
ung zumal bei dem Druckzwang für die
Doktordissertationen immerhin eine ge-
wisse höchstinstanzliche Bürgschaft für
mündliche und schriftliche Beherrschung
eines kleinen Teils der unermeßlich
großen Wissenschaftsgebiete. Und so hat
noch immer und überall, obwohl erfah-
rungsgemäß meist nur Nichtdoktoren da-
ran mäkeln, wie die Lösung von akade-
mischen Preisaufgaben auch das Dok-
torat — abgesehen etwa von denen,
welche die geistliche und sittliche Energie
oder die finanziellen Opfer nicht aufzu-
bringen vermochten — als ein Grad-
messer wissenschaftlichen Strebens von
Schülern und auf der Zeithöhe stehen-
den Unterrichts der Lehrenden ge-
golten. So hätte der Herausgeber
des „Neher" 1928 nur die peinlich
gewissenhaften Personalakten seines
alten Vorgängers und Namensvetters
St. Neher von 1878 und 1885 und deren
Fortsetzung von 1909 (wo indes schon
Ungenauigkeiten seitens A. Nehers sich
einschlichen, gerade auch in unserer
Sparte!) nach den Dr.= und Literatur-
angaben schnell durchblättern dürfen,
um die für eine Statistik erforderliche

Vollständigkeit dieser doch wahrlich nicht
zu großen Liste zu erreichen, und um
Heimat und Fremde dieses eine signum
scientiae in „100 Jahre kath. württ.
Klerus" vorzuweisen, um endlich wie das
Gebot der geschichtlichen Wahrheit auch
das Interesse der Heimat- und Standes-
ehre zu wahren.

Aber wer durch die harte Schule phi-
lologischer und historischer Universitäts-
seminarübungen eines tüchtigen und
strengen, nicht kleinlich-egoistischen Hoch-
schullehrers gegangen ist — Gott lohne
es übers Grab hinaus unserem Philolo-
gieprofessor E)r. Otto Erusius (Tübingen,
Heidelberg, München), daß er von uns
das Nachschlagen von Zitaten selbst bei
einem O. Harnack, Ed. Mayer unerbitt-
lich verlangte —, der kann immer wieder
nur mit innerer und äußerer Indigna-
tion das psychologische Rätselfaktum fest-
stellen und ertragen, daß amtlich bestellte
Gewissenspfleger in Behandlung schrift-
lichen und gedruckten Arbeitsmaterials
oft ein so weites Gewissen zeigen und
so leichthin wie hier hohe Güter des
Menschen-, Christen- und Priesterlebens
preisgeben oder gefährden. Was würde
ein Hehle selig mit seinem erfrischend
kräftigen, nicht demutkranken Freimut
sagen, wenn — mit Funk-Tübingen über
Brischar-Bühl zu reden — der am
Donauufer gegenüber „liegende" Pfarr-
herr von Neuburg, OA. Ehingen, im
Säkularwerk der Diözese des verdienst-
vollsten Ehinger Gymnasial- und Iugend-
bildners von drei Generationen, seiner
literarischen Arbeiten und amtlicher und
wissenschaftlicher Ehrungen völlig ver-
gißt oder nicht einmal den langjährigen
Wilhelmstiftsdirektor und Verfasser des
fünfbändigen Missalewerks, Domkapitu-
lar Dr. R e ck, in der Lifte der Gradu-
ierten und Schriftsteller aufführt, ja
annähernd fünfzig Namen von D o k-
t o r e n im Diözesanklerus sich entgehen
läßt? Was vollends die Kursgenossen
von 1899 denken und sagen sollen, daß

N. von sämtlichen 36 Ordinationsjahr-
gängern keinen Dr. und Autor, nur die
zwei auswärts Geweihten, sich und Dr.
Langhäuser (von Wört!) nennt, nicht
aber U.-Prof. Die. theol. Stolz (er ge-

48
 
Annotationen