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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 44.1929

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Heft 2
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Naegele, Anton: Hundert Jahre Kunst und Wissenschaft im Rottenburger Diözesanklerus
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https://doi.org/10.11588/diglit.15947#0061
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riet als Dr. th. in 1900), nicht Dr. th. K.
Keilbach, Pfr., Dr. pli. V. Hugger 8. 0.,
Dr. ph. A. Nägele, G.-Prof.; auch nicht
die Autoren ohne Dr.: K. Kuhn Pfr., E.
Drexler Pfr., A. Pfeffer Pfr., F. Ernst
Pfr. Statt der vielen, allzuvielen „Un-
terschlagungen" von wirklichen Doktor-
diplomen erteilt der Statistiker N. an
Herrn, die gewiß nicht in den Verdacht
kommen wollen, die unverdiente und un-
bestätigte „akademische Ehre" sich anzu-
maßen, wie vor Jahren je ein — gottlob
nicht einheimischer! — Welt- und Ordens-
geistlicher auf ihren Visitenkarten mit
eingebildeten Promotionen — angeblich
von Freiburg und Gießen — längere
Zeit bis zur Entlarvung geprahlt! Die
darin liegende, freilich unvorbildliche Art
der Wertschätzung des akademischen Dok-
torgrades kommt auch in der wochen-
langen Neherkritik des D. V. (Nr. 29)
zum Ausdruck, wo das völlig negative
Ergebnis der statistischen Forschungen
Nehers über Graduierte und Schrift-
steller der Ordinntionsjahre 1917—28
hervorgehoben wird. Es ehrt wohl den
greifen Kritiker und Nichtdoktor die be-
rechtigte Klage über jene zwei Listen mit
Nehers kategorischem „vacant" (so auch
1876!): „es wäre das, auch wenn man
die Folgen des Kriegs in Rechnung zieht,
doch eine gar zu traurige Bilanz, als
daß man nicht hoffen dürfte, es werden
sich auch hierin günstigere Nachträge fin-
den". Diese allerdings auffallende
Bilanz, an der nicht nur der Krieg
oder physischen und psychischen Sports
Uebermaß schuld sein kann, weiß ich
momentan nach mehrjährigem Ausländs-
aufenthalt, nur mit einem einzigen Dok-
torat (Speh I., von Rottweil 1920) u. einer
Monographie (B. Welser, s. L. K. 391!)
unerheblich zu verbessern. Ein einziger
aus diesen 11 Jahrgängen betätigt nach
wiederholter Aufmunterung durch Ex-
vorstand und Redaktion kunstgeschicht-
liches (Endrich), ein anderer heimatge-
schichtliches Interesse (M. Miller). Freilich
ist man nach allgemein gültiger akademi-
scher Auffassung noch nicht „Schriftstel-
ler" zu nennen wegen Abfassung von
einem oder gar mehreren Verfamm-
lungs-, Fest- oder Reiseberichten, oder

für Abschreibung von Nächstliegenden
Sammelwerken wie Oberamtsbeschrei-
bungen und Denkmalsinventaren, oder
vollends für fast wortwörtliche Wieder-
gabe von Original-Zeitungsartikeln ande-
rer, wie eine in zwei Stuttgarter Blät-
tern erschienene „schriftstehlerische" Lei-
stung im „Remstal" sich entlarven lassen
mußte — trotz des kühnen „Nachdruck
verboten" vor der Hieroglyphe des angeb-
lichen Ber—fassers! Außerdem ist ja
wohl bekannt, daß die überall verbreite-
ten literarischen Nachschlagewerke, so
Kürschners und Herders Literaturkalen-
der, Gelehrtenlexika u. a., nur die selbst-
ständig erschienenen Arbeiten aufführen
und zwar nur von den im betreffenden
Jahrgang noch lebenden Schriftstellern.

So wenig man aber dem Käufer oder
Benützer des teuren statistischen Jahr-
hundertbuchs zumuten darf, in einem
ganz unzulänglich zitierten Zeitungs-
bericht Träger und Werke württembergi-
scher geistlicher Kunstpflege ausfindig zu
machen, die dort nicht einmal mit der
Lupe zu finden sind, ebenso sicher muß
doch gerade der Verfasser einer solchen fast
mühelosen Statistik selber die Unterlagen
wissenschaftlicher und künstlerischer Grad-
messung im Diözesanklerus herbeischaf-
fen und darf die Leser in weiter Welt
doch nicht einfach auf den seit 1914 erst
wieder 1926 erschienenen „Katholischen
Literaturkalender" verweisen. Ich glaube
bestimmt, der Raum für die dort ange-
führten Werke unserer Rottenburger
Diözesangeistlichen hätte ganz leicht ein-
gespart werden können durch Ausschal-
tung überflüssiger, für die Bistums-
gefchichte von einst und heute absolut be-
deutungsloser Namenlisten oder durch
Zusammenziehung der 19maligen Wie-
derholung der Träger des Kirchenregi-
ments oder auch durch Streichung der vie-
len nichtssagenden, halb- oder ganzsützi-
gen Uebergangsphrasen im Tertianerauf-
satzstil. Was soll ein nacktes Personen-
namenverzeichnis ohne die Angabe der
Schriften und meist auch ohne Amtsbe-
zeichnung der „Schriftsteller" den einhei-
mischen und vollends auswärtigen In-
teressenten an der Kulturarbeit des Rot-
tenburger Klerus sagen?

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