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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 44.1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.15947#0073

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wand der Kirche und des letzten Abts
Robert Mersch (st 1810) übergangen.
Dies ist einem anderen gründlichen Ken-
ner der Ellwanger und Ulmer Kunstge-
schichte, Landgerichtsrat O. Häcker-
Ulm, nicht entgangen, der Heft 2 des
„Bayerland" 1627 und einen Jubiläums-
artikel im Ulmer Tagblatt 15. 8. 1928
Rr. 190 und auch in seinem Ulmer Wan-
derbuch II 1927 S. 9 ff. einen Abschnitt
der Geschichte und Kunst Elchingens ge-
widmet hat. Möge das erwähnte Schrift-
tum dazu beitragen, das neuerstandene
Heiligtum auf dem Berge wie die älte-
ren leichter erreichbaren Talstifter zum
Ziel verständnisvoller Kunstwanderungen
zu machen, nachdem schon lange, vor
und nach der Säkularisation, die Wall-
fahrt zum Bild -der schmerzhaften Mut-
ter Gottes ihre Anziehungskraft auf
fromme Pilger ausgeübt hatte — trotz
oder wegen des klassizistischen Dekors in
der von Napoleon nach der Schlacht von
Elchingen 1805 salon du bon Dieu ge-
nannten Kirche. Die Fortsetzung der
Reihe, mit den früher vollendeten
oder geplanten über Schöntal, Ellwan-
gen, Birnau, Dinkelsbühl, Rördlingen,
Hall, Komburg, Tübingen, Urach, Wein-
garten, Weißenau u. n. dürfen Referen-
ten unb Leser mit Spannung erwarten.

Bon den zahlreicheren außerwürttem-
bergische Klöster und Kirchen behandeln-
den Filser-Führern ist uns „K l o ft e r
Schäftlarn" zugegangen. Der Mün-
chener Konservator, Msgre. Professor De.
Richard Hofsmann widmet dem Isar-
kloster, einer pipinischen Stiftung, eine
erstmalige monographische Arbeit, die an
Umfang (61 S.) wie an Bildmaterial
(5 Grundrisse und 40 Tafelbilder) die
anderen bisher besprochenen übertrifft,
manche zweifellos auch an Gründlichkeit
und Selbständigkeit in Erforschung und
Darstellung. Das nach langer Verödung
durch K. Ludwigs I. Gunst erneuerte,
— St. Bonifaz-München — unterstellte
Priorat ist 1910 zur Abtei erhoben und
der herrliche Neubau der Klosterkirche
aus der Mitte des 18. Jahrhunderts
wieder seiner früheren Bestimmung zu-
rückgegeben worden. An der im Aeußern
etwas bescheiden wirkenden Abteikirche,

an der mehrere Meister, auch der be-
rühmte bayrische Kivchenbaumeister, Zwie-
faltens Erbauer, I. M. Fischer Anteil
hatten, interessieren uns besonders die
Arbeiten des Münchener Hofbildhauers
Joh. Bapt. Straub, sowohl wegen der
hervorragenden Qualitäten der einheit-
lichen Rokokoausstattung von Altären
(7), Kanzel, Orgel und Freistatuen (16)
als auch wegen der Herkunft des Mei-
sters. Sie fei, da in Hoffmanns ausführ-
licher Würdigung des einzigartigen har-
monischen Kirchendekors aus einer Werk-
statt (S. 35 ff.) nicht angeführt, hier
wenigstens hervorgehoben. Das kleine
Filsstädtchen W i e s e n st e i g hat in
Straub wie in Messerschmied zwei Künst-
ler, Begründer von weit verbreiteten
Schulen und Werkstätten hervorgebracht,
die in den jüngsten Forschungen über
bayrisches Rokoko die längst verdiente
Anerkennung gefunden haben. Aus der
reichen Kenntnis dieser Literatur wie der
Qriginalwerke schöpft Hofsmanns aus-
führliche Beschreibung der Straubschen
Holzskulpturen, die auch an Vergleichen
mit anderen Schöpfungen des Meisters
nicht spart. Alte und neue Heimat des
Künstlers sollen's ihm danken.

Wie Hoffmann weiß auch Dr. Karl
Freckmann auf dem kleinen, aber
ebenfalls etwas vermehrten Raum der
„Filserführer" (55 S., 31 Tafelbilder)
bei dem Mangel tüchtiger Vorarbeiten
einige neue Forschungsergebnisse iiber
den Dom von Fulda mitzuteilen. Wer
am Grab des „Apostels der Deutschen"
St. Bonifatius, im Schatten der Tiirme
dieses ehrwürdigen Baudenkmals weilen
durfte, aber auch jeder, der im Geiste an
dieses Kulturzentrum des christlichen
Germaniens seit Pipins und Karls des
Großen Tagen wallt — und welcher ge-
bildete Deutsche täte das nicht wenigstens
einmal im Leben? — wird die geschicht-
lich, baugeschichtlich, ästhetisch bedeutsame
Würdigung des herrlichen Barocktempels
begrüßen. Wie merkwürdig, daß unser
neuer sachkundiger Führer durch den
schon in karolingischer Zeit als „eine Art
Rational-Heiligtums für das christliche
Germanien" betrachteten Bau von seiner
letzten Gestaltung berichten kann, ein

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