anonymer Führer durch den Dom aus
den Vierziger- und Fünszigerjahren (ver-
faßt von einem Verwandten des 1848
gestorbenen Fuldaer Bischofs I. L.
Pfaff) habe — schon geraume Zeit vor
Gurlitt und Kepplers Ehrenrettung —
ganz vorurteilslos den Barockbau zu
würdigen verstanden! (S. 7). So interes-
sant die Vorgeschichte dieses heutigen
Doms ist mit seinen zahlreichen Vor-
gängern, so drängt es.doch den Betrach-
ter Ulster so trefflicher Führung in Wort
und Bild zu dem Abbild klassischer Ruhe,
frei von der iiberschäumenden, überquel-
lenden Pracht des römischen Barocks,
dem Werk des fränkischen Baumeisters
Johann Dientzenhofer (1700 bis
1712). Ein eigenes Kapitel ist den Ver-
gleichen des Meisterwerks fränkisch-italie-
nischer Architektur mit ähnlichen Werken
Italiens, Oesterreichs und Süddeutfch-
lnnds gewidmet und läßt so die Eigen-
art dieser Bausorm deutlicher erkennen.
Eine heimatgeschichtliche Erinnerung —
zugleich eine weil bald vergessene, wie-
derholte Warnung für unsere heutige
Beleuchtungs- und Scheinwerferwut —
sei hier ausgefrischt. Beim 1150jährigen
Bonifatiusjubiläum 1905 predigte auch
unser hochseliger Bischof P. W. v. Kepp-
ler; kurz vor (oder nach?) seiner wort-
gewaltigen Rede brannte bei einem
Feuerwerk der eine (nördliche) der bei-
den mächtigen Westtürme völlig aus, er
ist inzwischen genau nach den Maßen des
südlichen Turms wieder nufgebaut. Reben
Pinders Deutsche Dome hätte auch O.
Dörings Volkskunstheft Nr. 8: Nachmit-
telalterliche Kathedralen eine Erwähnung
verdient.
Deutsche Kunstführer an Rhein und
Mosel. Hg. von Egid Beiß. Verlag
Dr. B. Filser-Augsburg, kartoniert,
illustriert.
Nr. 7: Bacharach von G. Grashoff-
Heins. Mk. 2.—,
„ 8: Rathaus zu Köln v. H. Vogts.
Mk. 2.—,
„ 9: Der Domschatz zu Trier von
P. Weber. Mk. 2.—.
Eine Unterabteilung der Deutschen
Kunstführer des Filser-Berlags bilden
die in Text und Abbildungen nach jenem
erprobten Muster durchgesührten, kleinen
rheinischen Monographien iiber Kirchen,
Klöster und Profanbauten. Das einzig-
artige vielbesungene, weniger besichtigte
Stadtbild von „Bacharach a. Rheine"',
das uns 1928 Gerda G rashoff-
Heins nach Geschichte und Landschaft,
mit Burg und Kirche (prot. St. Peters-
kivche) vorführt, muß uns Schwaben
näher interessieren, da seine Burg Stahl-
eck, ein idyllischer Platz mit seinen klei-
nen Bauten, König Konrad von Hohen-
staufen zum ständigen Wohnsitz auser-
wählt und dort auch die Versöhnung der
Welsen und Staufer durch die Heirat
zwischen Konrads Tochter und Heinrich
dem Löwen gefeiert wurde (S. 8). Außer
der spätromanischen Pfarrkirche St. Pe-
ter ist die kleine Wernerkapelle mit dem
Grab des angeblich 1287 von den Juden
ermordeten Knäbleins Werner ob ihres
kölnischen Kleeblattgrundrisses bemer-
kenswert. Zahlreiche Brandfälle in dein
engen Rheinuserftädtchen Haben viel zer-
stört oder in Trümmern zurückgelassen.
21 Tafelbilder veranschaulichen das Ge-
bliebene, dem 27 Textseiten und 7 Text-
abbildungen gewidmet sind. Jkonogra-
phisch bedeutsam ist das Wandgemälde
in St. Peter mit einem der ältesten
Kümmernisbilder bezw. Volto S-anto
von Lucca, über dessen Deutung die Ver-
fasserin mehr als bei Wäscher-Becchi in
den verschiedenen neueren Schriften F.
Schnürers-Freiburg über die Kummer -
nisfrage erfahren könnte.
Ein Muster für Darstellung von
Geschichte und Kunst eines Profan--
baus, wie es das Rathaus von
Köln ist, liefert Dr. Hans Vogts
in der Beschreibung des Bauwerks,
das die ganze Entwicklung der
rheinischen Metropole widerspiegelt,
das aber auch seiner glänzenden Ver-
gangenheit entsprechend bis zum heutigen
Tag eine seiner künstlerischen Traditio-
nen würdige Fortführung erfahren hat.
Neben dem herrlichen gotischen Rathaus-
turm, der mancher Kathedrale gut an-
stände, den Fresken und Propheten-
statuen fällt unser Augenmerk besonders
auf die heute verarmte Rathauskapelle,
die einst das Hauptkleinod des Kölner
62
den Vierziger- und Fünszigerjahren (ver-
faßt von einem Verwandten des 1848
gestorbenen Fuldaer Bischofs I. L.
Pfaff) habe — schon geraume Zeit vor
Gurlitt und Kepplers Ehrenrettung —
ganz vorurteilslos den Barockbau zu
würdigen verstanden! (S. 7). So interes-
sant die Vorgeschichte dieses heutigen
Doms ist mit seinen zahlreichen Vor-
gängern, so drängt es.doch den Betrach-
ter Ulster so trefflicher Führung in Wort
und Bild zu dem Abbild klassischer Ruhe,
frei von der iiberschäumenden, überquel-
lenden Pracht des römischen Barocks,
dem Werk des fränkischen Baumeisters
Johann Dientzenhofer (1700 bis
1712). Ein eigenes Kapitel ist den Ver-
gleichen des Meisterwerks fränkisch-italie-
nischer Architektur mit ähnlichen Werken
Italiens, Oesterreichs und Süddeutfch-
lnnds gewidmet und läßt so die Eigen-
art dieser Bausorm deutlicher erkennen.
Eine heimatgeschichtliche Erinnerung —
zugleich eine weil bald vergessene, wie-
derholte Warnung für unsere heutige
Beleuchtungs- und Scheinwerferwut —
sei hier ausgefrischt. Beim 1150jährigen
Bonifatiusjubiläum 1905 predigte auch
unser hochseliger Bischof P. W. v. Kepp-
ler; kurz vor (oder nach?) seiner wort-
gewaltigen Rede brannte bei einem
Feuerwerk der eine (nördliche) der bei-
den mächtigen Westtürme völlig aus, er
ist inzwischen genau nach den Maßen des
südlichen Turms wieder nufgebaut. Reben
Pinders Deutsche Dome hätte auch O.
Dörings Volkskunstheft Nr. 8: Nachmit-
telalterliche Kathedralen eine Erwähnung
verdient.
Deutsche Kunstführer an Rhein und
Mosel. Hg. von Egid Beiß. Verlag
Dr. B. Filser-Augsburg, kartoniert,
illustriert.
Nr. 7: Bacharach von G. Grashoff-
Heins. Mk. 2.—,
„ 8: Rathaus zu Köln v. H. Vogts.
Mk. 2.—,
„ 9: Der Domschatz zu Trier von
P. Weber. Mk. 2.—.
Eine Unterabteilung der Deutschen
Kunstführer des Filser-Berlags bilden
die in Text und Abbildungen nach jenem
erprobten Muster durchgesührten, kleinen
rheinischen Monographien iiber Kirchen,
Klöster und Profanbauten. Das einzig-
artige vielbesungene, weniger besichtigte
Stadtbild von „Bacharach a. Rheine"',
das uns 1928 Gerda G rashoff-
Heins nach Geschichte und Landschaft,
mit Burg und Kirche (prot. St. Peters-
kivche) vorführt, muß uns Schwaben
näher interessieren, da seine Burg Stahl-
eck, ein idyllischer Platz mit seinen klei-
nen Bauten, König Konrad von Hohen-
staufen zum ständigen Wohnsitz auser-
wählt und dort auch die Versöhnung der
Welsen und Staufer durch die Heirat
zwischen Konrads Tochter und Heinrich
dem Löwen gefeiert wurde (S. 8). Außer
der spätromanischen Pfarrkirche St. Pe-
ter ist die kleine Wernerkapelle mit dem
Grab des angeblich 1287 von den Juden
ermordeten Knäbleins Werner ob ihres
kölnischen Kleeblattgrundrisses bemer-
kenswert. Zahlreiche Brandfälle in dein
engen Rheinuserftädtchen Haben viel zer-
stört oder in Trümmern zurückgelassen.
21 Tafelbilder veranschaulichen das Ge-
bliebene, dem 27 Textseiten und 7 Text-
abbildungen gewidmet sind. Jkonogra-
phisch bedeutsam ist das Wandgemälde
in St. Peter mit einem der ältesten
Kümmernisbilder bezw. Volto S-anto
von Lucca, über dessen Deutung die Ver-
fasserin mehr als bei Wäscher-Becchi in
den verschiedenen neueren Schriften F.
Schnürers-Freiburg über die Kummer -
nisfrage erfahren könnte.
Ein Muster für Darstellung von
Geschichte und Kunst eines Profan--
baus, wie es das Rathaus von
Köln ist, liefert Dr. Hans Vogts
in der Beschreibung des Bauwerks,
das die ganze Entwicklung der
rheinischen Metropole widerspiegelt,
das aber auch seiner glänzenden Ver-
gangenheit entsprechend bis zum heutigen
Tag eine seiner künstlerischen Traditio-
nen würdige Fortführung erfahren hat.
Neben dem herrlichen gotischen Rathaus-
turm, der mancher Kathedrale gut an-
stände, den Fresken und Propheten-
statuen fällt unser Augenmerk besonders
auf die heute verarmte Rathauskapelle,
die einst das Hauptkleinod des Kölner
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