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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 44.1929

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Heft 2
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https://doi.org/10.11588/diglit.15947#0082

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(nicht „Wafer" S. 33!) konnte nunmehr
Dr. Fäh, wie sich der Verfasser stets be-
scheiden nennt, auch auf Büchertiteln, in
mancher Hinsicht ergänzen. Die S. 37
aus dem Brevier zum 27. Januar ange-
führte Inspiration des Kirchenlehrers
durch den hl. Paulus bezieht sich nicht
auf Gregor von Nazianz, sondern auf
den hl. Johannes Chrysostomus und
demgemäß wird auch das Wannen-
mncherfche Kirchenvater-Bildnis auf den
größten, Paulus nachahmenden Prediger
von Antiochien und Konftantinopel zu
deuten fein, Auf ein anderes mit einem
älteren Gmiinder Künstler zusammen-
hängendes Meisterwerk der Zeichen- und
Schreibkunst, das im St. Galler Stifts-
Bibliothekfaal hängt, fei auch hier wie
schon in einem Zeitungsartikel aufmerk-
sam gemacht. Das unter verballhorn-
tem Namen laufende merkwürdige Pas-
sionsbild, wo mit feinsten Strichen ins
Antlitz und Haar des göttlichen Dulders
die Mnrkuspafsion geschrieben und ge-
stochen ist, habe ich auf Grund von Au-
topsie vor Jahren als Werk des Gmiinder
Schreibkünstlers M. P ii ch l e r mit
Sicherheit Nachweisen können. Vielleicht
darf zum k. Kapitel der interessanten
Studie Fähs auf 1)r. Garbers (Inns-
bruck) Entdeckung hingewiesen werden,
der in den kürzlich bloßgelegten Fresken
der Prokuluskirche in N a t u r n s im
Vinschgau die älteste, einzigartige Ueber-
trngung irisch-keltischer Buchmalerei St.
Gallischer Provenienz auf Kirchenwnnd
(vgl. die Abhandl. im nächsten Heft) sieht
und auch noch jüngst in seinem Werk
„Romanische Wandmalerei in Tirol"
gegen Geroln (Trient) festhält. Diese
kleinen Bei- und Nachträge mögen dem
gelehrten Verfasser das persönliche und
sachliche Interesse des nicht mit Wasch-
zettelwiedergaben sich begnügenden Re-
zensenten beweisen. Möge es dem grei-
sen Stiftbibliothekar von St. Gallen
(seit 1892), dem begeisterten Kunstfreund,
dem besten Kenner der Stick- und
Spitzenkunst, dem religiös-kirchlichen
Volksschriftsteller, dem hochherzigen Mä-
zen und Gönner mancher Schweizer Kir-
chen und Wohltäter caritativer Anstal-
ten vergönnt sein, noch manche ebenso
ausgereifte Frucht seines literarischen

Schaffens in die Scheune zu bringen, ehe
die Feder der nimmermüden Hand ent-
sinkt! A. N.

*

Als' weiteres Jubiläum im Umkreis
deutscher und christlicher Kunst sei hier
die Feier des 60. Geburtstags von Prof.
Matthäus S ch i e st l vermerkt. Wer
wie Schiestl seit Jahrzehnten durch seine
zahlreichen Kunstschöpfungen herzinnige
Freude in alle Schichten unseres heute so
freudearmen Volkes getragen hat, ver-
dient wahrlich die schöne Ehrung, die
der Münchener Verlag der Gesellschaft
für christliche Kunst ihrem hervorragen-
den Mitglied zu seinem 60. Geburtstag
(27. März 1929) vor kurzem in Buch-
form veranstaltet hat. Gegen 100 Bil-
der S ch i e st l s , zum Teil noch wenig
bekannte Arbeiten des Malerpoeten,
mehrere in trefflicher farbiger Reproduk-
tion, find unter dem Titel: „Bauern,
Ritter und Heilige, Bilder
und Worte" aus dem reichen Lebens-
werk des Künstlers ausgewählt und
durch treffende Begleittexte aus alter
und neuer Dichtung, Minnesänger,
Dante, F. W. Weber, Novalis, Eichen-
dorff, Chamifso u. a. erläutert (1929, geb.
Mk. 6.—). Geschichte und Sage, Natur
und Religion sind der unerschöpfliche
Born, aus dem Schiestls Muse ihre köst-
lichen Gestalten zu holen und zu bilden
weiß. Kaum ein Bild ist darunter, das
nicht poesievollste Stimmung, religiöser
Hauch, der Duft schöpferischer Originali-
tät umweht. Schiestl ist ein gottbegnade-
digter Schilderer des deutschen Gemüts,
der Maler der deutschen Volksseele.
„Geschöpft aus dem tiefen Brunnen der
Bergvolksseele, suchen diese Wasser mit
dem natürlichen Gefälle der Berghöhe
den Weg aus dem Himmel einer Künst-
lerseele immer wieder zu Tal und Volk
hinab." (Dr. M. Mayr.) Wir empfehlen
diese hocherfreuliche Iubiläumsgabe an
den tirolisch-bayrischen Künstler M.
Schiestl jedem Leser aufs wärmste und
wünschen mit allen Freunden Schiestl-
scher Kunst, darunter auch der eben zu
früh verstorbene ev. Pfarrer von Unter-
böhringen und Eltingen H o s e l i ch,
der Hauptmitarbeiter der „Dorfkapelle":

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