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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 44.1929

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Heft 3
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https://doi.org/10.11588/diglit.15947#0116

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wert (geb. Mk. 12.—) durchaus empfoh-
len werden, zumal da der Maler Hans
Baldung besser bekannt ist als der Holz-
schnittmeister. Verfasser wie Verleger
dürfen auch des besonderen Dankes der
schwäbischen Heimat Baldungs versichert
sein.

Im vorigen Jahr feierte Nürnberg
und mit ihm die ganze gebildete Welt
den 400. Todestag Albrecht Dürers! in
großartiger Weise. Am 7. Januar 1929
sind 400 Jahre seit dem Hingang seines
großen Freundes und Landsmanns, des
Erzgießers Peter V ischer, verflossen.
Auch ihm gebührt ein Ehrenplatz in der
Geschichte der deutschen Kunst. Dem
Schöpfer des Sebaldusschreins, eines der
hervorragendsten Werke der Erzplastik,
hat schon vor 5 Jahren der bayr. Kunst-
historiker Ad. F e u l n e r , jetzt Haupt-
konservator des Münchener Residenz-
museums, eine kleine Monographie ge-
widmet, die in Wort und Bild in die
einzigartige Schönheit wie die heute noch
nicht völlig gelösten Rätsel dieses Klein-
ods der Nürnberger Sebalduskirche ein-
führt. So läßt dieser gründlichste Ken-
ner der bayrischen Plastik den Anteil
von Vater und Söhnen Peter Vischers
an dem grandiosen Werk noch immer
offen wie auch die Deutung einzelner
Figuren dieses überreichen Schmuckreli-
quiars, an dem Spätgotik und Renais-
sance in der langen Dauer seiner Ent-
stehungszeit (1508 bis 1519) zur Schaf-
fung eines nicht immer einheitlichen
Kunstwerks sich vereint hat. Der einzige
und einzigartige Sebaldusaltar in unse-
rem Land, in der Heiligkreuzkirche in
Gmünd, aus Dürers Werkstatt, fast
gleichzeitig hervorgegangen, könnte dem
Verfasser, wie allen Beschauern beider
Meisterwerke, interessante Parallelen bie-
ten zu Vergleichungen der Hauptgestalt
wie des Schreins im Gehäuse veran-
lassen. (Vergl. Nägele, Heiligkreuzkirche
1925 S. 160 ff., Gmünder Münster 1926
S. 60 ff.). Der auffallende Wechsel im
Typus des Titelheiligen, die Verwandt-
schaft des Gmünder und eines Teils der
Nürnberger Typen, von Einblattdrucken
und der größtenteils verlorenen Perga-
menthandschrift aus Sebald Schreyers

Stiftung, die Ikonographie des Sebal-
dusschreins auf der Gmünder Altarkafel,
in Peter Vischers Entwurf und Aus-
führung, die merkwürdige Uebereinftim-
mung des einen Einsiedlertypus mit dem
Apostel Jakobus Baldungs in dessen
Straßburger Apostelfolge vom Jahr 1519
— ähnlicher Probleme rufen nach einer
Lösung, zu der ich nicht nur durch die
in meinem ersten größeren Werk leider
ungedruckt gebliebenen Noten und An-
hänge, sondern auch durch weiteres un-
veröffentlichtes Material noch beizutra-
gen hoffen darf. Feulners kleines Sebal-
dusgvabwerk kann uns ein sicherer Füh-
rer in diesem Labyrinth sein.

Die beiden übrigen Schriften des
Piperverlags, denen wir bei dem zur
Verfügung stehenden Raum leider nur
wenige Zeilen der Empfehlung minde-
stens gleicher Wertschätzung widmen kön-
nen, erinnern uns an schmerzlichste Ver-
luste auf kulturellem Gebiet. Aus
D e h i o s kurzer Einleitung zu den 77
prächtigen Abbildungen des Straß-
burger M ü n st e r s spricht sowohl
die ganze bewunderungswürdige Sach-
kenntnis des bedeutendsten Erforschers
der deutschen, besonders auch der elfäf-
sifchen Kunstgeschichte, als auch die ganze
Wehmut des Gelehrten, der von der
Aufrichtung bis zum Zusammenbruch des
zweiten deutschen Kaiserreichs diesem
hervorragendsten Denkmal aus den Glanz-
zeiten des ersten Kaisertums seines Her-
zens Liebe und seines Geistes Arbeit zu-
gewandt, und nun am Ende eines erfolg-
reichen Forscherlebens für immer von der
wunderschönen Stadt und ihrem Münster
Abschied nehmen mußte. „Wir sind durch
den Versailler Frieden in die Lage ge-
kommen, daß wir das vollkommenste
Bauwerk aus dem schönsten Jahrhundert
unserer mittelalterlichen Kunst nicht nur
nicht mehr besitzen, sondern auch nicht
einmal es sehen dürfen. Für die nächste
Generation wird das Straßburger Mün-
ster den Deutschen eine bloße Sage sein"
sagt und klagt Georg Dehio, der jetzt in
Tübingen lebende, einstige gefeierte
Straßburger Professor, im Geleitwort,
das nach seiner Erklärung nur eine
kurze Erläuterung zu den Tafelbildern

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