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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 44.1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.15947#0117
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und nur das Nötigste aus den mancherlei
noch nicht gelösten Problemen der Bau-
geschichte geben soll.

Bon den Hauptschöpfungen des Kal-
marer Goldschmiedsohns Martin Schon-
gauer, dessen Handzeichnungen Jakob
Nosenberg in einer Auswahl von 50
Abbildungen bietet mit kurzer Erläute-
rung im Text, sind die vielen Kupfer-
stichblätter in alle Welt zerstreut und in
jeder größeren Sammlung zu finden,
aber mit der Heimatstadt des führenden
deutschen Kupferstechers an der Jahr-
hundertwende (1445—1495) ist deren
größter Schatz, der Jfenheimer Altar
Griinewalds und auch eine zweite Perle
der spätgotischen Malerei, Schongauers
Madonna im Rosenhag, die ich noch kurz
vor Kriegsausbruch am Hochaltar der
Kolmarer Pfarrkirche sehen und bewun-
dern durfte, vom Herzen des alten deut-
schen Stammlandes losgerissen. An der
Hand der Rosenbergschen Ausgabe läßt
sich leicht und gründlich die ganze Ent-
wicklung des oberrheinischen Meisters
verfolgen, vor allem, wie er „der Linie
eine neue und führende Bedeutung in
der Zeichnung gegeben und früher als
die andern den Weg aus dem spät-
gotischen Formengeschlinge heraus zur
Ordnung und Klarheit der Einzelform
wie der Bildform im Ganzen suchte"
(Rosenberg Seile 7). Der große Ein-
fluß, den „Hübschmartin", wie er auch
bei den Zeitgenossen hieß, durch seine
Unmenge von Kupferstichen auf ober-
rheinische und schwäbische Maler zu Leb-
zeiten und nach seinem Tod ausübte,
selbst auf Meister wie Baidung, noch
mehr auf kleinere Nachahmer, wird lei-
der in dem schönen Buch nicht berührt.
Aus der nicht geringen Zahl mehr oder
weniger freier Nachbildungen Schon-
gauerscher Kupferstiche in Gemälden sei
hier aus ein noch unveröffentlichtes alt-
deutsches Tafelbild in heimatlichem Pri-
vatbesitz erstmals hingewiesen, das wie
ein Ausschnitt aus dem auf Tafel 7
wiedergegebenen Passionsbild erscheint,
mit dessen längst geplanter erstmaliger
Bekanntmachung ich dereinst dem ver-
dienten Herausgeber der Schongauerzeich-
nungen einigen Dank für die mannig-

fachen Anregungen seines schönen Buchs
abzustatten hoffen darf.

Anton Nägele.

Boos R., Die Dramatik des Lichts im
Werk Matthias Grünewalds. 8".

42 S. Base. R. Geering 1928. Kart.
Fr. 5.— -- Mk. 4.—.

Ein dithyrambischer Hymnus auf den
Aschnffenburger Meister als Maler des
Lichts! Aus Vorträgen erwachsen will
die Schrift Dr. Roman Boos' an den
Hauptwerken Griinewalds aufzeigen, wie
„das sieghafte Leben, das der lebendige
Geist auch in dieser irdischen Welt ent-
faltet, wenn es eine Hand findet, die ihm
mit wachsender Kraft den Weg auf Er-
den bereitet." Ein Hauptvorzug des
neuen Grünewaldhefts ist die Wieder-
gabe der kürzlich entdeckten, aus einer
Versteigerung der Familie von Savigny
erworbenen zehn Zeichnungen des Mei-
sters des Lichts. Sprüche und Gedichte
Rudolf Steiners unterbrechen die Deu-
tung dieser wundervollen Blätter und
machen Propaganda für die anthropo-
sophische Lehre. Was selbst ein Kritiker
der Frankfurter Zeitung 1927 von einer
ähnlichem Motiv entsprungenen Schrift
Heyers über die Schule von Chartres
hervorheben zu müssen glaubte, gilt auch
von diesem neuen ästhetisch-ethischen Bei-
trag zur Grünewaldforschung: „Bei aller
begeisterten Aus- und Darlegung der
Formen, Farben und Linien der Griine-
waldschen Bilder befremdet doch hin und
wieder die Anrufung anthroposophischer
Ueberzeugung als letzter Instanz. Doch
bedarf man ihrer nicht, um von diesem
Büchlein reiche Anregung zu haben."

Burkhardt, E., Zum Schauen bestellt.

Eduard von Gebhardt, der
Düsseldorfer Meister der biblischen
Historie. Stuttgart, Quellverlag der
evang. Gesellschaft, 1928. 119 S.,
52 Abbildungen. Vorzugspreis bis
31. Dezember 1928 Lwd. Mk. 7.50.
An Gebhardliteratur ist kein Mangel.
Der Verfasser verzichtet von vornherein
darauf, sich mit ihr in ihrer Gesamtheit
auseinanderzusetzen, ist aber mit ihr ver-
traut. Seine beste Quelle ist der persön-
liche Verkehr mit dem Künstler selbst in
den Jahren seines reifsten Schaffens und

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