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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 44.1929

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Heft 4
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Naegele, Anton: Die fürstlich-hohenzollernsche Kunstsammlung in Sigmaringen einst und jetzt, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15947#0127

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heilige Agnes und Margareta auf einem „zusammengestümmelten" Schnitzaltar
in der Pfarrkirche zu Harthausen a. d. Scheer.

Wo die Heimat dieses Meisters, der weit mehr mit dem sogenannten Haus-
buchmeister als mit Zeitblom Verwandtschaft aufweist, zu suchen sei, ist immer
noch umstritten. Einen Fingerzeig konnte das Wappen auf dem St. Augustinus-
flügelbild geben; nach Groebbels gehört es der Ravensburger Familie Thoma,
und auch die Herkunft des stilverwandten Bildnisses des bärtigen Mannes in
der Stuttgarter Gemäldegalerie (Katal. Nr. 100) läßt sich in eine Ravensburger
Sammlung zurückverfolgen. Sollte je nach diesen wenig sicheren Spuren von
künstlerischen Beziehungen zur Welfenstadt Ravensburg als Heimat in Betracht
kommen, könnten Künstlernamen wie Tagbrecht oder Bader zur Wahl stehen.
Vielleicht ist es das Allgäu oder die Bodenseegegend, wo der mit ihm zunächst
verwandte Künstler, der Hausbuchmeister, gearbeitet hat.

Mit der Ulmerschule hängt dagegen ohne Zweifel zusammen trotz seines
späteren Wirkens am Mittelrhein der sogenannte MeisterdesHausbuchs,
des in Schloß Wolfegg aufbewahrten Kleinods eines reichillustrierten Familien-
buchs. Ihm gehört das vortreffliche Gemälde der Auferstehung Christi, der
einzige Teil eines Flügelaltares, an. So hoch die Landschaftskunst des Meisters
zu bewerten ist, so sehr fällt die auch in anderen Werken vorkommende sichtbare
Unsicherheit in den Proportionen der Gestalten auf?I

Weniger hochstehend sind die beiden sicheren Arbeiten Bernhard Stri-
gels (von Memmingen), die Himmelfahrt Mariä und der Iesusknabe im
Tempel.^) Dort halten dickköpfige Engelchen den schweren Mantel Mariä in
den Lüften, während andere unten singen, hier gleicht der Iesusknabe mehr einem
unbegabten Kinderschüler unter den besser gelungenen Köpfen der jüdischen
Schriftgelehrten.^) Demselben bayrisch-schwäbischen Meister werden jetzt seit
Karl KocksiI und Kurt Glaser^) allgemein die bisher unter Zeitbloms Namen
laufenden acht Bilder aus dem Marienleben in der Sigmaringer Sammlung
zugeschrieben. Für Strigel sprechen „Temperament, Bewegung, Rhythmus, Farbe
und Formen (die Hände haben nicht die Zeitblomsche Trockenheit, man spürt
fast mehr als man es sieht, die Zuspitzung und individuellere Durchbildung und
Belebung der Finger), dann der gewöhnlich durch schmale Lidspalten bewerk-
stelligte Blick gegenüber den meist weit geöffneten, oft aufgerissenen starren
Augen der Zeitblomschen Gestalten, endlich der charakteristische Faltenstil". Die
Richtigkeit dieser Beobachtung vorausgesetzt, müßten die acht Propheten der
Stuttgarter Galerie (Katal. 53—60) Strigel zu- und und die Bingener Altar-
bilder — wenigstens das ausschließliche Urheberrecht daran — Zeitblom ab-
gesprochen werden. Rieffel nimmt nach Kochs Vorgang gemeinschaftliche Arbeit
Strigels und Zeitbloms am Bingener Altar an, der bald nach dem Blau-
beurer Altar entstanden sein muß. Am „Tod Mariä" hat nach Rieffels Ansicht")
Strigel allein gearbeitet, an der „Geburt Christi" wohl mitgearbeitet. Ebenso
sicher müssen auf Grund dieser Zuweisungen die bisher Bernhard Strigel frag-

5e) Tfl. XXII Rieffel Seite 67.

57) Abb. 61 und 62.

58) Rieffel S. 69.

69) Dissertation 1909.

(i0) Zwei Jahrhunderte deutscher Malerei S. 178.

61) Ebda. S. 68 A. 1.

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