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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 44.1929

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Heft 4
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.15947#0154

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Denkmäler eine merkwürdige Verbind-
nng von Go.teshaus, Stift bezw. Klo-
ster und Schule, eine Fülle von Kunst-
werken verschiedener Perioden bewahrt
und bergen vielleicht unter der Tünche
verständnisloser, im Kern und Effekt
doch kunstfeindlicher Zeiten neben den in
den letzten Jahrzehnten aufgedeckten
Bildern noch manches alte, uralte Ge-
inälde. Der Züricher Kunstforscher, der
schon vor 20 Jahren die Chorgemülde
im Großmünster untersucht und kürzlich
wertvolle archivalische Beiträge zur Bau-
geschichte desselben herausgegeben hat,
veröffentlicht nunmehr das Ergebnis
langer eigener und fremder Vorarbeiten.
Aus musterhafter Verbindung von tul-
tur- und kunstgeschichtlicher Würdigung
der beiden Münster erstand eine Bau-
geschichte des Groß- und Frauenmünsters
von der karolingischen Aera bis zur Ge-
genwart, die in fast jeder Zeile des
kurz gedrängten Ueberblicks auf der festen
Grundlage nrchivalischer, literarischer und
monumentaler Eigenforschung beruht.
11 Grundrisse im Text und 64 Kunst-
drucktafeln mit Ansichten aus allen Jahr-
hunderten begleiten die Darstellung der
baulichen Entwicklung. Nicht bloß die
Geschichte der Stadt Zürich oder die kirch-
liche Baugeschichte der Schweiz wird in
Eschers Münfterbuch ins Helle Licht
methodischer Kunftforschung der Gegen-
wart gerückt, auch die christliche Ikono-
graphie (Karl der Große, Felix, Regula
u. Exsuperantius, die alten Züricher Hl.
Stadtpatrone, Hl. Drei Könige u. a.)
erfahren wertvolle Bereicherung, die
durch Hinweise auf verwandte Erschei-
nungen und Darstellungen (z. B. Mün-
stertal in Grnubünden, Brixen, Schwäb.
Gmünd u. a.) an Beweiskraft oder An-
schaulichkeit gewonnen haben würde.
Die schwäbische Heimat berührt der An-
teil der letzten Aebtissinnen im Frauen-
münfter am kulturellen und sittlichen
^Aufschwung und Niedergang; sie gehör.-
ten den Adelsgeschlechtern der Helfen -
ftein und Zimmern an. Verfasser und
Verleger verdienen den Dank jedes
Kunstfreunds auch außerhalb des stamm-
verwandten Alpenfreistaats. A. N.

Das Bachlechnerbuch. Gr. 8". 92 S. 78

Bilder. Lw. Mk. 8.— = 13 Schilling.

Innsbruck, Tyrolia-Verlag 1928.

Einem hochbegab.en, zu fvüh geschiede-
nen Tiroler Künstler ist durch Zusammen-
menwirten dreier geistesverwandter Per-
sönlichkeiten von echtestem Tiroler Schrot
und Korn das verdiente Totenmal in
Buchform hier errich.et. Joseph Bachlech-
ner, geboren in Bruneck im Pustertal,
der Heimat des größten Tiroler Meisters
Mich. Pacher (ch 1498) i. I. 1871, gestorben
nach langem Siechtum zu Hall am Inn
1923, galt schon bei Lebzeiten, wie ich in
all den Jahren meines Südtiroler Krant,-
heitsexils wiederholt wahrnehmen konnte,
diesseits und jenseits des Brenners als
der Defregger der religiösen Kunst, als
der anerkannteste Meister vor allem der
Tiroler Krippenkunst. Und das will etwas
heißen in jenem Land, das wie kaum ein
anderes in Sitte und Brauch, in Litera-
tur und Kunst, im Weihnachtsgeheimnis
seine tiefste Freude, seine höchste religiöse
Erhebung von jeher sucht und findet, wo
fast jedes Haus seine Weihnachtskrippe,
meist in geschnitzter Arbeit von volks-
tümlicher Note bis zum höchsten Kunst-
wert, mit hunderten, eine sogar mit 6000
Figuren, besitzt. So unerschöpflich ein
Neimmichl (Pfarrer S. Rieger) in der
Kunst der Erzählung und Darstel-
lung heimatlicher Stoffe, Menschen und
Landschaften ist, so unerschöpflich war
auch Bachlechners Phantasie im Aussin-
nen und Ausspinnen und Darstellen all
der göttlichen und menschlichen Weih-
nachtsvorgänge, all der großen und klei-
nen volkstümlichen Gestalten, die um das
Kind von Bethlehem Geschichte und
Legende, frommer Sinn und dichterisches
Gemüt seit zwei Jahrtausenden geschart
hat. Dabei benützte Bachlechner, wie
seine intimsten Freunde bezeugen, nie
ein Modell, sondern arbeitete all die un-
zähligen, immer charakteristisch veränder-
ten Engels- und Hirtenfiguren aus der
Phantasie heraus. „Cr mag wohl als
der Klassiker der volkstümlichen Weih-
nachtskunst gelten. Seine wonnigen,
überirdisch schönen Christkindlein, seine
entzückend frommen, unschuldigen, inni-
gen Weihnachtsmadonnen, feine himmel-

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