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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 44.1929

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Heft 4
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.15947#0157

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wie Hansjakobs Pferdegeschichte „Aus dein
Leben eines Unglücklichen" zuviel Mensch-
liches ins Tier hineinzureden. Ernst und
Humor, der in den Erzählungen Schön-
schwarzens bald erheiternd, bald ans Herz
greifend lebt und webt, spricht auch aus
den zahlreichen Bildern, die August
Braun gezeichnet hat.

Wolpert L., Unterwegs zur Heimat.

Sonntags-Lesungen. 2. und 3. Ausl.

8° 216 S. Freiburg, Herder 1928.

Mk. 4.40.

Die neue Sammlung von Sonntags-
lesungen, die der Redakteur des Würz-
burger Kath. Sonntagsblatts schon nach
Jahresfrist in neuer Auflage heraus-
geben konnte, bietet manche Kleinodien
volkstümlicher religiöser Belehrung, bis-
weilen erinnern diese an Alban Stolzische
Erzählungskunst und deren praktische
religiöse Auswertung. Gegenüber man-
chem aufdringlichem religiösen Vertreter
moderner religiöser „Erlebnis"-Literatur
führen die an mehr oder weniger geschickt
gewählten Erzählungen aus heiliger oder
profaner Geschichte anknüpfenden Lesun-
gen die einfache Sprache des Herzens;
ihr werden gebildete wie ungebildete
Leser sich leicht öffnen, da auch das neue
Buch Wolperts mit dem Herzen geschrie-
ben ist, und das Herz nur eine Sprache
für alle kennt. Immerhin scheint die
neue Wolpertsche Sammlung an Pfarrer
Dr. Vögeles geistvollere Gedankenfassung
oder Dr. Heilmanns feiner ziselierte
Sprache nicht ganz heranzureichen. Daß
aus dem Gebiet der christlichen Kunst und
ihrer Geschichte mancher Stoff, besonders
zu Einleitungen für derartige Essays zu
holen ist, zeigt schon die erste Sonntags-
lesung vom Jüngsten Gericht. S. 66 lies:
„Dies Glas".

Matthießen Wilhelm. Die Katzenburg.

Eine Märchengeschichte. 8°. 262 S.

1928. Freiburg, Herder. Lw. Mk. 4.40.

Daß der Verfasser des bei Bader in
Rottenburg a. R. erschienenen großen
historischen Romans: Görres auch in die
Kleinwelt der Kinder sich versetzen und
Kindertümlichkeit mit dichterischer Kunst
zu vereinigen weiß, zeigt das köstliche

Märchenbuch! von der Katzenburg. In die
Geschichte der Katzenfamilie im wilden
Kottenforst am Rhein verwebt Matthießen
das Wirken und Weben altvolkstümlicher
Wald- und Feldgeister. Nicht bloß für
alle, die jung sind, auch für solche, die
Freude an Kindern und Katzen haben,
ist das Märchenbuch trotz seiner dritt-
halbhundert Seiten eine spannende Lek-
türe, die auch durch singbare Berschen
öfters angenehm unterbrochen wird. Bis-
weilen ziert jede andere Seite eine Feder-
zeichnung von Johannes Thiel, der sich
als Malerpoet und Illustrator von Her-
derbüchern mehrfach schon bewährt hat.

Der großen Gefahr, der a lle Tier-
geschichten alter und neuer Zeit ausgesetzt
sind, scheinen wenigstens in der Haupt-
sache die vorliegenden Tierbücher ent-
gangen zu sein: zu leicht wird das Tie-
rische vermenschlicht, werden menschliche
Denk- und Handlungsweise, menschliche
Physiognomie und Charaktereigenschaften
auf die Tiere übertragen und wird eine
Fälschung begangen. Bor allem dem Ver-
fasser der Katzengeschichte scheint es ge-
lungen zu sein, das geheinmisvolle We-
sen des Tieres zu deuten und in seiner
Besonderheit dem Menschen vorzustellen.
Subjekt und Objekt hören in dieser also
gedeuteten Tierwelt auf, Gegensätze zu
sein.

Fahsel, H. Ehe, Liebe und Sexualproblem.

Gr. 8° (X und 142 S.) Freiburg 1928,

Herder, br. Mk. 4.—.

Der durch seine philosophischen und
literarischen Vorträge in ganz Deutsch-
land bekannt gewordene Berliner Kaplan
Helmut Fahsel hat sich angesichts der un-
geheuren sittlichen Rot u. der Zugkraft die-
ses Themas, nun auch der Behandlung
der sexuellen Probleme zugewandt. Der
redegewaltige Priester (Konvertit) und
tiefe Denker setzt sich in kristallklarer
Sprache und strenger Logik mit den
modernen Sexualfragen auseinander und
geht auf Platos Spuren den Hauptfor-
men des nach ihm sechsgestaltigen Eros
und allen seinen psychologischen Zusam-
menhängen weit mehr nach als den takt-
voll besprochenen materiell-sinnlichen Vor-

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