Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
*30 II, 5. Brief des Proklos an die Armenier.

Erhabenheit des Glaubens vertreibt alles Ungestüm und
alle Kühnheit und Verwegenheit nicht nur der Menschen,
sondern auch jeder Natur der Geister; und der selige
Paulos bezeugt es, indem er ruft1): „Wenn wir oder ein
Engel vom Himmel euch das Evangelium predigen, anders 5
als ihr es empfangen habt, der sei verflucht." Denn der
Engel ist eingesetzt, um zu dienen, und nicht, um die
Lehre zu predigen, und Strafe verhängt (Gott) über den,
der nicht von dem Kunde giebt, was ihm aufgetragen ist,
sondern nach dem strebt, was über seine Natur geht. 10
Aber auch wenn er die Erhabenheit seiner Natur zeigt,
soll die Neuerung seiner Predigt nicht aufgenommen
weden.

Wir wollen (S. 106) also ohne Schläfrigkeit das be-
wahren, was wir empfangen haben, und durch das Licht 15
unseres Glaubens möge immerdar das Auge unserer Seele
geöffnet2) sein. Was anderes aber haben wir aus der
göttlichen Schrift empfangen, als dieses, dafs Gott durch
sein Wort die Welt aus nichts erschuf, eine Schöpfung,
die nicht war, ins Dasein brachte, nach seinem Bilde und 20
seiner Ähnlichkeit den Menschen machte, ihn durch das
Gesetz der Natur ehrte, ihm ferner den Auftrag zur Frei-
heit gab und ihm ihre Hülfe zeigte, damit sie (die Frei-
neit) durch die Wahl des Guten vor dem Bösen fliehe.
Aber die freiwillige Neigung des Menschen zum Bösen 25
und sein Ungehorsam führten ihn aus dem Paradiese hinaus.
Und wiederum durch die Väter und Erzväter, die Gesetze,
Richter und Propheten erzog unser Schöpfer unsere Natur,
damit wir uns von der Sünde entfernten und uns be-
mühten, Gutes zu thun. Zuletzt aber, als die Sünde mit 30
unserem Willen über uns herrschte, da das Gesetz der
Natur verdorben war und das geschriebene Gesetz ver-
achtet wurde, und da die Propheten als Menschen (wohl)
über die Werke Zeugnis ablegten, nicht aber die Mensch-
heit unseres Leibes aus der Tiefe der Übel erhoben: da 35

1) -Gab 1, 8.

2) Lies ~bS>LL Nid.
 
Annotationen