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VII, 4. Einnahme von Amid.

(S. 209), in die Kloaken geworfen oder in den Höfen ge-
blieben waren.

Darauf ging der König in das Schatzhaus der Kirche.
Als er dort ein Bild unseres Herrn Jesus sah, der in der
Gestalt eines Galiläers gemalt war, fragte er, wessen (Bild) 5
das sei? Man antwortete ihm: „Des Gottes der ISTazarener."1)
Da beugte er sein Haupt vor ihm und sprach: „Dieser hat
zu mir gesagt: „Harre aus und nimm von mir die Stadt
und ihre Bewohner, die gegen mich gesündigt haben."
Er nahm aber viel Silber und Gold von heiligen Gefäfsen 10
und kostbare Kleidungsstücke von Ishäk bar Bari, dem
Konsul (vTturog), einem reichen Manne der Stadt, die vor
wenig Jahren durch Erbschaft an die Kirche gekommen
waren. Er fand dort auch guten Wein, der auf seiner
Hefe eingetrocknet war; dieser pflegte hinaufgebracht und 15
sieben Jahre hindurch in die Sonne gelegt zu werden, und
war zuletzt eingetrocknet. Von diesem pflegten die Haus-
meister zu nehmen, ,wenn sie auf Reisen waren, ihn zer-
rieben in saubere leinene Beutel zu legen, davon ein wenig
in Mischtrank zu thun und es zu trinken, mit dem Ge- 20
nusse und Geschmack e von Wein; und Unkundigen sagten
sie, dafs es „Gnadenstaub" sei. Der König wunderte sich
sehr darüber und nahm ihn weg, und von da an hörte
dieses Kunststück der Bauchliebe der Kirchenleute auf. Es
wurde aber aus den Häusern der Grofsen Silber und Gold 25
und köstliche Gewänder gesammelt und den Schatzmeistern
des Königs gegeben. Auch holten sie alle Bildsäulen
(avÖQittvteg) der Stadt herunter, sowie die marmornen
Uhren, sammelten Erz und alles was sie wollten, legten
es auf Flöfse von Balken, die sie anfertigten, und schafften 30
es auf dem Flusse Tigris fort, der östlich an der Stadt
vorbeifliefst und in ihr Land strömt. Der König aber
suchte die Häupter und die Grofsen der Stadt, und es
wurde ihm Leont und der durch einen Pfeil getroffene
Statthalter (<i)ys(jnav) Kyros, sowie die übrigen Grofsen ge- 35

1) So Mai 341a.
 
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