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"VIII, 3. Die himjarischen Märtyrer. 151

hielt, lief, als es den König sitzen und mit dem könig-
lichen Ornate bekleidet sah, verliefs seine Mutter, lief
hin und küfste dem Könige die Kniee. Der König nahm
es, begann es zu liebkosen und sprach: „Was ist dein

5 Begehr? Hinzugehen und mit deiner Mutter zu sterben,
oder bei mir zu bleiben?" Da sprach das Knäblein:
„Mein Herr, mein Wunsch ist, mit meiner Mutter zu
sterben; deswegen gehe ich mit meiner Mutter, die zu
mir sprach: „Auf, mein Sohn, lafst uns hingehen und

io für Christus sterben." Aber lafs mich los, dais ich zu
meiner Mutter gehe, damit sie nicht sterbe, ohne dafs ich
sie sehe. Denn sie hat mir gesagt, der König der Juden
habe befohlen, dafs jeder, der nicht Christum verleugne,
sterben solle. Ich aber verleugne ihn nicht." Da sprach

io er zu ihm: „Woher kennst du Christus?" Der Knabe
sprach zu ihm: „Alle Tage sehe ich ihn mit meiner
Mutter in der Kirche, wenn (S. 242) ich in die Kirche
komme." Er sprach zu ihm: „Liebst du mich oder deine
Mutter?"1) Und weiter sprach er zu ihm: „Liebst du

20 mich oder Christus?" Jener sprach: „Christus mehr als
dich." Da sprach er: „Weshalb bist du gekommen und
hast meine Kniee geküfst?" Der Knabe spricht zu ihm:
„Ich meinte, dafs du der christliche König seiest, den ich
in der Kirche zu sehen pflegte, und wufste nicht, dafs du

25 ein Jude seiest." Er spricht zu ihm: „Ich gebe dir Nüsse,
Mandeln und Feigen." Der Knabe sprach: „Bei Christus,
ich esse keine Nüsse von Juden. Aber lafs mich, dafs ich
zu meiner Mutter gehe." Er sprach: „Bleibe bei mir und
sei mein Sohn." Der Knabe sprach: „Bei Christus, ich

30 bleibe nicht bei dir, denn dein Geruch ist stinkend und
abscheulich,, und nicht lieblich, wie der meiner Mutter."
Da sprach der König zu denen in der Nähe: „Sehet diese
böse Wurzel, welche Christus von Jugend an verführt hat,
ihn zu lieben." Und einer von den Grofsen sprach zum

1) Mai 352b fügt hinzu: Er antwortete: „Herr, meine
Mutter".
 
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