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VIII, 7. Vorrede des Märä.

Arglistigen, die bösen Geister, die er verfolgte, und die
Dämonen, die er austrieb, die heftigen Schmerzen, die er
heilte, und die Toten, die er auferweckte, die verschiedenen
Versuchungen, die er vorübergehen liefs, und die mannig-
fachen Prüfungen, die er beseitigte, welches die Bilder (tvnoi) 5
und Zeichen (S. 252) der zukünftigen Welt sind, die vom
Bösen fern ist und die von uns in Hoffnung, Glauben und
Liebe erwartet wird. Die Lehre aber unseres Lebens-
spenders entfernt die Menschen von Geldliebe, Ehrsucht
und Wollust und führt sie empor, Gott mit rechtschaffenem io
Willen zn dienen."

Es befand sich aber im Evangelium des heiligen
Bischofs Märä im 89. Kanon ein Kapitel, das einzig vom
Joannes in seinem Evangelium erzählt ist, und in anderen
Handschriften findet sich ein solcher Abschnitt nicht: Es 15
begab sich an einem der Tage, während Jesus lehrte, da
brachte man ein Weib zu ihm, welches vom Ehebruch
schwanger befunden ward, und man belehrte ihn betreffs
ihrer. Da sprach Jesus zu ihnen, da er als Gott ihre
schändlichen Leidenschaften, aber auch ihre dem Gesetze 20
gemäfsen Werke kannte: „Was ist vorgeschrieben?"1)
Jene aber sagten ihm: „Auf Grund der Aussage von zwei
und drei Zeugen soll sie gesteinigt werden." Er aber
antwortete und sprach zu ihnen: „Nach dem Gesetze soll
der, welcher rein und frei von diesen sündigen Leiden- 25
schaffen ist und vertrauensvoll und freimütig, vorwurfsfrei
betreffs der Sünde, dieses bezeugt, über sie Zeugnis ablegen
und zuerst einen Stein auf sie werfen, (dann) die ihm
Nachfolgenden, und (so) soll sie gesteinigt werden." Da
jene aber verächtlich und tadelnswert in jener gesetz- 30
widrigen2) Leidenschaft waren, gingen sie einer nach dem
andern von ihm weg und verliefsen das Weib. Als sie
gegangen waren, blickte Jesus zur Erde, und indem er
in deren Staub schrieb, sprach er zum Weibe: „Jene, die
dich hierher brachten und Zeugnis über dich ablegen 35

1) So Mai 355a. 2) So Mai 355b.
 
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