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IX, 16. Brief des Severos an den Kaiser. 201

aber, wie geschrieben steht1), „aufrichtige Lippen dem
Könige angenehm sind, und er rechtschaffene Rede liebt",
so kann eure Majestät von den damaligen und jetzigen
Beamten von Alexandrien aus dem Stande (rd^ig) derer,

5 denen nichts entgeht, erfahren, ob von mir auch (nur)
bis (S. 283) zu einem Worte etwas Derartiges begangen
oder erhört worden ist, wie jene über mich gelogen und
mich denunziert haben. Gegen jene Verleumder (Aot'dopot)
aber sage ich nichts, da es eurer Kenntnis nicht entgeht,

io was für Leute es sind. Mich aber samt ihnen erwartet,
nachdem wir uns von dieser Welt der Mühsal getrennt
haben, eine Gerichtsverhandlung vor dem Richterstuhle
Christi, in der wir Rechenschaft abzulegen haben von un-
nützer Rede und nichtigem Denken; besonders wir Bischöfe,

15 denen viel anvertraut ist, werden gerichtet, wie sehr wir
auch hier uns an Leiblichem ergötzt und gespielt haben.

Wenn aber gewisse Leute es Aufruhr nennen, dafs
ich an Julianos, Bischof von Halikarnassos, geschrieben
habe, der zur Häresie der Manichäer überging und die

20 freiwilligen Erlösungsleiden Christi, des grofsen Gottes,
als zum Scheine (wavraßia) (erlitten) ansah, so bekenne
ich mit zehntausend Munden und Zungen und leugne nicht,
was ich geschrieben habe, wie mir schwerlich jemand
befiehlt, meinen Glauben zu verleugnen. Denn das scheint

25 auch eurer Gläubigkeit recht, dafs mehr als die Angelegen-
heiten der Welt ihr das am Herzen liege, die dem Geiste
geziemenden (Angelegenheiten) möchten uns erfassen; und
ich habe das nicht freiwillig oder aus eignem Antriebe
eilfertig gethan, sondern bin sehr von ihm gedrängt worden

30 zu schreiben, weil er meinte, dafs ich ein Gesinnungs-
genosse seiner Lehre sei. Denn als ich durchnahm, was er
mir gesandt hatte, während ich fern von Alexandrien war,
fand ich in.dem, was er geschrieben hatte, dafs er unter
dem Namen der Unverweslichkeit wie unter einem Schaf-
35felle die Lästerungen des Mani verdeckte. Um vieles un-

l) Vgl. Prov. 16, 13.
 
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