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202 IX, 16. Brief des Severos an den Kaiser.

gesagt zu lassen, so schrieb jener thörickte Mensch, der
nur mit seinen Lippen die Leiden bekennt1), indem er
seine Gottlosigkeit verbirgt, also: „Wenn wir den Leib
freiwillig leidend für andere nennten2), so würde stets Un-
verweslichkeit folgen." Indem ich ihn in brüderlicher Liebe
fragte, schrieb ich: „Wer ist es, den du unverweslich nennst,
der freiwillig für andere gelitten habe und mit dem Leibe
unseres Herrn verbunden gewesen sei, wenn du (ihn) ohne
Lüge als von Natur leidend bekennst? Denn wenn du
von Heiligkeit ohne Sünde sprichst, so bekennen wir alle
mit dir diese Unverweslichkeit, die in ihm war (S. 284),
da der Leib vom Mutterleibe heilig war, den er zuerst
mit sich vereinigt hat. Durch den Heiligen Geist ward er
von der reinen, jungfräulichen Gottesgebärerin ohne Sünden
im Fleische empfangen und geboren und verkehrte mit
uns Menschen, da er „keine Sünde that, und kein Betrug
in seinem Munde gefunden ward", nach dem Zeugnisse der
Schriften.3) Wenn du aber die Leidenslosigkeit und Un-
sterblichkeit Unverweslichkeit nennst und sagst, dafs der
sich nicht in freiwilligen Leiden befunden habe, der darauf
angelegt war, im Fleische zu leiden und zu sterben,
(nämlich) jener Leib, der im Fleische für uns litt, so
machst du die für uns (erlittenen) Erlösungsleiden zu
einem Scheine (cpuvrciöLoc). Denn was nicht leidet, stirbt
auch nicht und ist etwas, was nicht aufs Leiden angelegt
ist." Als er derartige Erinnerungen von mir empfing, da
leugnete er offen, den heiligen Leib Immanuels leidend
in freiwilligen Leiden zu nennen, und trug fortan kein
Bedenken, sonder Scham offen zu schreiben: „Wir sagen
nicht im Leiden, sondern im Wesen (oiWa) uns natur-
gleich; also, wenn er leidenslos, unverweslich und uns
wesensgleich ist, so ist er es von Natur."

Das übrige Gefasel des Irrtums des Julianos, das in
langer Rede in dem Briefe enthalten war, unterlasse ich

1) Lies |tox). 2) Statt vjx» ist wabrscheinlicli zu lesen
^j;»/. Hffm. * 3) 1. Petr. 2, 22. '
 
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