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X, 4. Brief des Rabbula.

genommen, und das lebendige und Leben spendende Blut
haben sie getrunken. Eben jene stillen, während ich nicht
weifs, wie (sie es thun mögen,) ihr natürliches beständiges
Bedürfnis des Hungers und Durstes damit auf ruchlose
Weise. Dafs sie freiwillig auch nur einen Tag ohne 5
Opfer seien, ist ihrer Speise wegen nicht möglich, sondern
beständig steht jeden Tag eine Menge Nahrung von dem
Heiligen bereit; und deswegen säuern sie auch den Brot-
brocken (die Hostie), den sie verfertigen, überreichlich,
würzen1) ihn mühsam und backen ihn fleifsig, damit er io
ihnen zur Speise diene und nicht zu dem Mysterium des
Leibes Christi, der im Ungesäuerten dargestellt ist. Ferner,
allemal wenn sie es eilig haben, opfern sie gewöhnliches,
kein besonderes Brot miteinander auf ihren Händen und
essen es; wenn sie von Ort zu Ort gehen oder einen 15
langen Weg machen, so stillen sie, (wie man sagt,) bis-
weilen zwei- oder dreimal an einem Tage von ebendem-
selben Leibe des Herrn ihren natürlichen Hunger und
Durst. Wenn sie es hingestellt haben, da wohin sie ge-
langen, so bringen sie es am Abend wieder (als) Opfer 20
dar. Sie nehmen davon auch als Tastende in den heiligen
Tagen des vierzigtägigen Fastens. So erfrechen sie sich
zu handeln, ohne Furcht vor Gott noch Scheu vor Men-
schen; und von Leuten, die, wie sie sagen, alle Tage Brot
essen und Wasser trinken, stellt es sich heraus, dafs sie 25
heiliges Brot essen und heiligen Wein trinken, auch an
so gepriesenen Tagen, an denen auch Verworfene sich ent-
halten. Der Geist aber, der in mir ist, ist mein Zeuge,
heiliger Bruder, dafs mich graut, deiner Ehrwürden alles
zu schreiben, was ich über sie gehört habe, da mein Ge- 30
wissen es nicht fest glauben konnte. Wenn es doch
möglich wäre, dafs du ohne einen Brief oder ein Wort
von meiner Seite erführest, was ich zu erfahren wünsche,
und dafs jene durch deine Zurechtweisung einen Tadel er-
hielten, da ich gewünscht hätte, dafs weder du, Herr, 35

1) Lies x>o».'*yD. Hffm.
 
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