Allgemeine theologische Bibliothek (1.1774)

z82 Nachrichten.
Jahren; und bald, fürcht' ich, wird Zürichnichtden
Zehntheil so viel Staatsmänner mehr haben, die
ihre Religion kennen, als wir, (der Fürsehung sey
Dank!) iho noch aufweisen können! —- Wie wird
aber ein junger Mensch, ohne durch viele Beyspiele
ermuntert zu werden, wie, ohne besondere Auffode-
rung und Reizung auf daö Religionsstudium kom-
men? Entweder nimmt er nichts zur Hand als den
Billardstock, oder den Frauenzimmerfacher, oder,
wenns hoch kömmt, das Clavier: dann kömmtö ge-
wiß nie an die Religion. Oder er liebt Bücher, er
studiert—Mathematik,—> Geschichte, —> er lieft
die Alten — so haben auch diese Studien natürli-
cher Weise so viel Angenehmes und zum Theil Sät-
tigendes, so viel große und immer neue Reize für ihn,
daß er auch so ohne besondere Ermunterung und An-
leitung nicht nach der Religionskenntniß, und eini-
gen andern damit verbundenen Kenntnissen fragen
wird. Für die Handlung, für die Mathematik, die
Sprachen, die vaterländische Geschichte — für das
Militärs — für alles hat er Gelegenheit und Er-
munterung, -— wo hat er sie aber für die Religion?
Und hat er sie nicht, wie ift zu erwarten, daß er von
selbst darauf komme? Und doch bedarfer einer gründ-
lichen Kenntniß der Religion, die ihm sein größtes
Glück theils ausmachen, theils verschaffen soll; eine
Kenntniß ihrer Beweise, ihrer Schönheiten, ihrer
Vorzüge vor allem, was je in der Welt Religion ge-
wesen ift, oder geheißen hat. Und hiezu ist ihm ein-
mal ein Portiönchen logik, Philosophie, und Histo-
rie, schlechterdings unentbehrlich. <— Unentbehrlich
ift ihm-— Freyheit im Denken; unentbehrlich In-
teresse für dieWahrheit: logikalischeUebungen; Be-
kanntschaft mit den ersten leitenden, theoretischen
und praktischen Grundsätzen der menschlichen Erke m-