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Der Landprediger.
sich mit der Frage beschäftiget: ob das Schicksal
des Christen, wenn seine Religion falsch wäre, be-
trübter scyn würde, als das Schicksal eines Un-
gläubigen , der ein rechtschaffener Verehrer Gottes
ist? hat mehr unterhaltendes. Der Vcrfaffer hat
völlig recht, und Hr. Nöffclt, der die Frage beja-
hrte, unrecht. Vornehmlich ist die Erinnerung S.
44. wahr und bemerkenswerth, „daß man die Sa-
che gemeiniglich übertreibe, wenn man von Verleug-
nungen des Christen und von ihrer schuldigen Ent-
sagung des Gcnuffes der Welt zu reden anfängt. „
Wer die Moral versteht, und Christenthum von
Mönchsascetik zu unterscheiden weiß, wird nie sa-
gen, daß der Christ zu größern Verleugnungen auf-
gefordert werde, mehr wahre unschuldige Freuden
dieses Lebens entbehre, kurz — der Tugend größere
Opfer zu bringen habe, als der natürlich Tugend-
hafte. Die Tugend bleibt im Material! überall die-
selbe. Folglich ist die Tugend des Christen von je-
ner nur darinnen unterschieden, daß sie die Aus-
übung ihrer Pflichten, die sie mit jener gemein hat,
auf den Befehl, das Veyspiel und die Verheissun-
gen Jesu gründet — als welches ihr Formale aus-
macht. Hierauf folgen „Rhapsodien über die Lei-
den des Erlösers. „ Ihr Verfasser scheint sich nicht
an die so wahre Anmerkung erinnert zu haben, die
oben im ersten Stück vorgctragen und bestättiget
worden war, daß viele irrige Bibelauslegungen aus
aufgestossenen Schwierigkeiten entstanden sind, denen
man durch Vcrlassung der gewöhnlichen Auslegung
entgehen wollte: sonst Hätte er mehr sich bemühet,
die Schwierigkeiten zu heben, welche die Gegner der
Genugtuung verleitet haben, die Schriftstellen, die
davon handlen, anders zu deuten, als Beweise Zn
wieder-
Der Landprediger.
sich mit der Frage beschäftiget: ob das Schicksal
des Christen, wenn seine Religion falsch wäre, be-
trübter scyn würde, als das Schicksal eines Un-
gläubigen , der ein rechtschaffener Verehrer Gottes
ist? hat mehr unterhaltendes. Der Vcrfaffer hat
völlig recht, und Hr. Nöffclt, der die Frage beja-
hrte, unrecht. Vornehmlich ist die Erinnerung S.
44. wahr und bemerkenswerth, „daß man die Sa-
che gemeiniglich übertreibe, wenn man von Verleug-
nungen des Christen und von ihrer schuldigen Ent-
sagung des Gcnuffes der Welt zu reden anfängt. „
Wer die Moral versteht, und Christenthum von
Mönchsascetik zu unterscheiden weiß, wird nie sa-
gen, daß der Christ zu größern Verleugnungen auf-
gefordert werde, mehr wahre unschuldige Freuden
dieses Lebens entbehre, kurz — der Tugend größere
Opfer zu bringen habe, als der natürlich Tugend-
hafte. Die Tugend bleibt im Material! überall die-
selbe. Folglich ist die Tugend des Christen von je-
ner nur darinnen unterschieden, daß sie die Aus-
übung ihrer Pflichten, die sie mit jener gemein hat,
auf den Befehl, das Veyspiel und die Verheissun-
gen Jesu gründet — als welches ihr Formale aus-
macht. Hierauf folgen „Rhapsodien über die Lei-
den des Erlösers. „ Ihr Verfasser scheint sich nicht
an die so wahre Anmerkung erinnert zu haben, die
oben im ersten Stück vorgctragen und bestättiget
worden war, daß viele irrige Bibelauslegungen aus
aufgestossenen Schwierigkeiten entstanden sind, denen
man durch Vcrlassung der gewöhnlichen Auslegung
entgehen wollte: sonst Hätte er mehr sich bemühet,
die Schwierigkeiten zu heben, welche die Gegner der
Genugtuung verleitet haben, die Schriftstellen, die
davon handlen, anders zu deuten, als Beweise Zn
wieder-