Allgemeine theologische Bibliothek (2.1774)

ZO8 Nachrichten.
Schriften vertheilt. Nun giengen seine eigentlichen
gelehrten Arbeiten an. Gemeiniglich arbeitete er an
zwey Schriften zugleich, davon er die eine selbstniedsr-
schrieb^ die andre aber jemand in die Feder gab. Hie-
zu hatte er die Stunden von io Uhr an nach Tische
bestimmt. Ich hatte dies Geschäfte während meines
akademischen Gebens auf mich, und habe bewundert,
wie er unermüdet, ohne sich nur den geringsten schrift-
lichen Aufsatz vorher gemacht zu haben, fortdenken
und sprechen konnte.
Dieser so thätige und nützliche Mann war aber
dabeyvon der Vorsehung auegesondert, ein Mann
vieler Leiden zu seyn. Ein sehr weiches uud em-
pfindliches Herz, welches er aus den Händen der Na-
tur empfangen hatte, machte, daß er die kleinste Em-
pfindung des Schmerzens stark fühlte. Sehr zu-
sammengesetzt und langwierig waren die Bekümmer-
nisse und Beschwerden, mir denen er kämpfte. Gleich
beym Antritte seines Predigtamtes fühlte er die Schwä-
che seines Gesundheitszustandes und Mangel der Kräf-
te zu Erfüllung der Obliegenheiten seines Berufs.
Im driktenIahre der Verwaltung desselben fiel er in eine
gefährlicheKrankheitstn der ihn jedermann verloren gab.
Er kehrte ine leben zurück; aber mit einer Schwächlich-
keit, die ihn beynaße ganz unthäkig machte. Der
Anblick seines Zustandes wirkte traurig auf sein Ge-
müth. Es überfiel ihn eine fürchterliche Bangigkeit,
Wenner öffenklicheVorträge halten sollte, dieerdurch,
aus nicht mäßigen konnte. Oft war schon die Ge-
meine versammlet, die ihn so gern und mit dem ge-
gründetsten Beyfalle hörte, er aber unfähig, seinen
Vorsatz zu erfüllen und auftutreten. Ohne Erfolg
blieb alles, was man zu seiner Erleichterung und
Wiederherstellung that. Die Beweise der Gnade
und