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Allgemeine theologische Bibliothek — 2.1774

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https://doi.org/10.11588/diglit.22487#0325
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Nachrichten. ziy
er wieder! heute kann ich mich gar nicht besinnen.
Doch aber blieb er sich seiner und alles dessen, was um
ihnvorgieng, bewußt, und bemerkte es genau. Ei-
nen Beweis davon giebt dieser rührende Austritt, den
mein Her; nie vergessen wird. Sein Sohn sähe durch
eine kleine Oeffnung der Thüre, um noch einmal
den sterbenden Vater zu sehen, das ward er gewähr
und winkte ihn herbey. Sein Auge erweiterte sich
frölich, sein Blick glich dem Blicke, wenn wir un-
vermuthet jemand finden, den wir nicht wieder zu se-
hen geglaubt; er legte seine schon kUte Hand aufsei-
ne blasse Uppen, um dem Sohne zu zeigen, er solle
ihn küssen, wies darauf vor sein Vttte nieder, der
Kleine sank auf seine Knie, zitternd legte er die Hand
aus sein Haupt, und darauf machte er mit derselben
eine Bewegung, die unter einer gelassenen und freund-
lichen Miene ihm den Befehl gab, sich nun zu ent-
fernen.
Er war wegen der so oft nach würklicher Erwar-
tung des Todes sich wieder einfindenden Ubensbewe-
gungen immer besorgt, man möchte ihn zu zeitig für
todt halten, und gab auf, er wolle nach seinem wirk-
lich erfolgten Ableben eine Zeitlang noch unberührt
gelassen seyn. Hieran mußte er unstreitig denken, da
er zuletzt aufschrieb: daß man sich nicht.irre! Bald
darauf faltete er die Hande, schloß seine Augen und
senkte sein müdes Haupt auf die Brust nieder. So
schlummerte er bey sparsamen Athemzügen etwa eine
Stunde. Noch einmal öffnete er die schon gebroche-
nen Augen, breitete beyoe Hände aus, rief leist:
Überwunden — schloß wieder sein Auge, faltete die
Hande —- senkte sein sterbendes Haupt vor sich nie-
der und schlief sanft und ruhig ein. „
 
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