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Allgemeine theologische Bibliothek — 3.1775

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[Recensionen]
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[Recensionen XXXI-XL]
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https://doi.org/10.11588/diglit.22488#0087
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Wir hab n viele vortresiiche Lieder, die diese Ei-
genschaften an sich haben» Aber auch viele, denen sie
fehlen. Und doch sind bcyde, schlechte und gute Lie-
der und Oden, Klopstock und Gellert immer ne-
ben einander gestellt worden. Ich kenne fast keine
Liedersammlung, die diesen—- gewiß grossen-—Feh-
ler nicht hätte. Man hat nie genug bedacht, für
wen, für wen zunächst, diese Sammlungen veran-
staltet werden. Für den Gelehrten, für den Kenner
jeder Gattung der Poesie, doch wohl nicht? Als-
für den gemeinen Mann, für den Bürger und Bauer,
der bis itzt das elendeste Gesangbuch zum öffentlichen
und Privatgebrauche besessen hat. Gut, sehr gut
war freylich der Gedanke, statt eines schlechten ein
besseres unkerzuschieben. Man wollte das Unver-
ständliche mit dem Verständlichen, wahre Poesie mit
Kirngklang u.s.w. vertauschen—- aber siehe da—-
man maß den gemeinen Menschenverstand nach dem
ausgebildeten , und nun mußten freylich Fehler ge-
macht werden, die schon hundertmal sind gerügt
worden.
Ein zweyter Fehler, der unsrr meisten neuen
Liedersammlungen trift, ist der, daß Lieder darunter:
sind, die nicht gesungen werden können. Und was
ist ein Lied ohne Gesang? Ein Körper ohne See-
le. Durch den gemeinschaftlichen Gesang, durch
die Harmonie, wird das Herz allmählig zu einer sol-
chen Empfindsamkeit gebracht, Laß die folgendes
Vorstellungen des Predigers—. odereines Privat-
gebetes, einen desto siärkermunb bleibenden Eindruck
machen können. Ein jeder, der es also unternimmt
eine Liedersammlung zu veranstalten, muß den Text
nach den bekannten Melodien in seiner Gegend ab-
 
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