Allgemeine theologische Bibliothek (4.1775a)

itz Predigten von Enfield.
Wir lieben daher auch keine Predigten, wo andere
als sanfte Gefühle erweckt werden. Und solche Ge-
fühle— die, je gemäßigter und überlegter sie sind,
desto länger sie in der Seele forckcöen, erweckt En-
field—> meisterhaft. Dicß ist für uns seine schön-
ste Seite.
Sollen wir nun auch das angeben, was uns
fehlerhaft dünkt— denn welcher Meister ist so voll-
kommen, daß an seinem Werke nicht einige Flecken
-gefunden werden könnten? — so würden wir folgen-
de Punkte nennen. Erstach hier und da ein Blüm-
chen von der Art: „Wenn die Flamme der Liebe
durch die Dünste der Bosheit—gedämpft wird :c. „—>
Zlveytens, hier und da Ucbergehung der wichtigsten
Theile einer Materie. Z. E. in der Predigt, vom
Hausfrieden, war es doch ein Haupttheil der Ma-
terie, die Pflicht selbst zu charakterisiren, wie es Hr.
Enfield in der folgenden Predigt von der Ehrlichkeit
thut. Aber hier vergaß er über den Vorthcilen die-
ser Tugend ihre Natur zu bestimmen, und drängte
hernach am Ende der Rede, alles auf eine Seite zu,
sam.ncn.— Drittens— erspart euch das Nase-
rümpfen, ihr Chrisiusleeren Moralisten!— giebt
H E. zu wenig, fast gar nichts von evangelischen
Motiven. W r sind zwar weit entfernt, diese evan-
gelischen Motiven, die uns bald auf das Beyspiel,
bald auf die Wohlthaken, bald auf die grossen Ver-
heissungen Jein Christi Hinweisen, ausschliessungswei-
ft für die einzigen ächten Motiven zur Tugend zu
halten. Vielmehr sehen wir es für ein Hauptver-
derben unsrer Moralen an, daß sie die Tugend immer
mur allein von dieser Serre empfehlen, und die, von
Hm Aposteln selbst gebrauchte Beweggründe, welche
. ' - . der