Allgemeine theologische Bibliothek (4.1775a)

62 Freymüthige Gedanken
rechtigkcic— ihren Jnbegriffnennt der Catcchismus,
Höllesich einer langwierigen Cur zur Besse-
rung unterwerfen zu müssen) zu befreyen. Vey vie-
len schlugen auch diese Mittel an. Tauftnde von
rechtschaffenen Israeliten sind die Probe davon. Al-
lein, bey unzähligen waren sie vergeblich. Daher
suchte nunmehro der Vater -er Menschen die große
Reforme -durchzusetzen, die er auf einen von seiner
Weisheit schicklich befundenen Zeitpunkt festgesetzt
hatte, und durch welche er vermittelst seines Soh-
nes zuerst das jüdische Land von seiner Unwissenheit,
Aberglauben und Lastern zu reinigen, und sodann,
durch dessen Apostel, dem ganzen Erdboden Erkennt-
niß des wahren Gottes, und mit ihr Tugend und
Rechtfchaffenheit wieder zu schenken beschlossen hak-
te rc. Ohngeachtet nun auch dieß größte und be-
fte Mittel, das Gott an die Ausbesserung der Men-
schen gewendet hat, nicht bey allen seine Wirkung
thut, so baß immer noch ein ansehnlicher Theil durch
feine Schuld dem obgedachten harten Schicksale in
die Hände fallen wird, so hat Gott dennoch, da er das
alles vorherfahe, beschlossen, es geschehen zu lassen, daß
viele einer ewigen Seligkeit nicht ohne große Schmer-
zen empfänglich würden, weil einmal eine succeßivc
Zubereitung bey endlichen Geschöpfen unvermeid-
lich war, und er dennoch sich das Vergnügen schaf-
fen wollte, alle feine Geschöpfe an jener unaussprech-
lichen Seligkeit Theil nehmen zu sehen; an Seligkei-
ten, deren Größe doch zuletzt alles überwiegen wird,
rvas auch der oder jene allzu hartnäckige Mensch
auf seiner Wallfahrt, und in der Hölle selbst, aus*
gestanden haben möchte rc.„

Aeußerst