Allgemeine theologische Bibliothek (4.1775a)

l 62 Fortgesetzte Betrachtungen.
daß Moses ferne Beschreibung aus einem historischen
Liede genommen, so würde das letztere gar keinem
Zweifel unterworfen feyn. Die Redensart, daß
Gott beym Thurmbau die Sprachen verwirrt habe,
versteht der Hr. Verfasser von einer blossen Uneinig-
keit, die auf Gottes Rathschluß unter den Menschen
entstanden: und er beweist dies auf eine sehr über-
zeugende Art. Eine solche Verwirrung würde eine
gänzliche Vergessenheit aller Dinge voraus setzen;
und dennoch würden sich die Menschen über so wenig
Worte, als zu einem solchen simpeln Bau erfordert
wurden, leicht wieder haben vergleichen können. Was
der Herr Verfasser bey dieser Gelegenheit über die
Entstehungsart verschiedener Sprachen sagt/ ist vor-
züglich lefenöwürdig.
Die zwoke Abteilung geht von Abrahams Be-
ruf, bis zu dessen Tode. Auch hier sind ticfgedachte
und reizend vorgetragene Gedanken überall. Den
Aberglauben von der Heiligkeit der Zahl Sieben
leitet der Hr. Verfasser von der Zahl der Planeten,
die Sonne und den Mond dazu gerechnet, her. Der
Recensent möchte es lieber von der Eintheilung der
Woche in 7 Tage, die er für sehr alt hält, herleiten.
Die älteste und einfachste Art, die Zeit zu berechnen
Nnd einzukheilen, war gewiß nach dem Monde, wie
der Hr. Verfasser zu Anfänge dieses Stücks S. 214
selbst gesteht. Vie Veränderungen desselben lassen
sich leicht bemerken, und entgehen auch dem ungeübt
testen Auge nicht, hingegen werden schon Rechnun-
gen erfordert, die Veränderungen des Standes der
Sonne zu bemerken. Wie leicht war es nicht, den
Umlauf des Monden, der dem äußerlichen Anscheine
noch in 4 mal 7 Tagen vollbracht wird, in 4 Theile
, zu