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Allgemeine theologische Bibliothek — 4.1775a

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[Recensionen]
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[Recensionen LXXXIX-LXXXXIII]
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https://doi.org/10.11588/diglit.22489#0260
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GcsammleLe Briefe.
theile bemächtiget zu haben scheint. Warum soll er,
sagt er, was Lüge ist, nicht Lügen nennen, und was
Verleumdung ist, Verleumdung? — Unser Hei-
land hat auch Herodes einen Fuchs, und die Phari-
säer Kinder des Satans genennet.— Unsere Vä-
ter haben desgleichen gethan. — Warum soll ich
affektirte Delikatesse beobachten, und Wunden nicht
durch beizende Arzenryen heilen? —- Auf alle diese
Gründe würden wir ungefehr so antworten:
Wisse, lieber Bruder VernharduS, daß dießmal
dein Herz deinen Verstand irre geführt hat. Bey
ganz kalter und ruhiger Ueberlegung würdest du nicht
im Ernste mit jenen kahlen Ausflüchten deine offenba-
ren Uebereilungen bemäntelt haben. Denn sage selbst:
r) Darfst du dich wohl mit Christo und den Aposteln
hier in Parallele setzen? Darfst du schließen, alles
was sie thaten, darf ich auch thun? 2) Und gcs tzt
du könntest es, hattest du eben die Leute vor dir wie
sie? Dein Schlözer sey so stolz, so schlecht denkend
als er wolle, so ist er doch immer nicht mit jenen Pha-
risäern zu vergleichen, die rechte eigentliche Originale
von verstockten Bösewichtern waren, z) Das haupt-
sächlichste aber, was du zu bedenken hast, ist dieses,
daß die Zeiten Christi, von den deinen himmelweit un-
terschieden sind. Damals waren die Sitten so ver-
feinert nicht wie jetzt! In den damaligen Zeiten hieß
das Ernst und Freymüthigkeit, was jetzt Ungestüm
und Grobheit heißt. Auch war 4) ihre Sprache
nicht so polirt wie die unsre. Sie hatten die feinen
Ausdrücke nicht, die wir haben. Daher klang es da-
zumal nicht härter, wenn man Leute Satanskinder
nannte, als es heut zu Tage klingt, wenn man einen
nach der feinen Mundart bösartig oder ungezogen
nennt.
 
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