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Allgeyer, Leo
Die Münsterkirche zu St. Nikolaus in Überlingen: ein Beitrag zur Baugeschichte und ästhetischen Würdigung des mittelalterlichen Denkmals — Wiesbaden, 1879

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https://doi.org/10.11588/diglit.8493#0021
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— 7 —

Mittel bürg er, — Kaufieute, Künstler und höhere
Gewerbetreibende; und den gemeinen Bürger, —
Handwerker, Rebleute etc.

Aber unter solch' geordneten Zustünden, die in ihrer
Folge durch die Errichtung der „Zünfte" ihre grösste
Bedeutung erlangt hatten, entwickelte sich ein gewisser
Wohlstand, ein behaglicheres Dasein; die „Herren" —
Edeln, Patrizier — regierten; die Kaufleute pflegten Handel
und Verkehr; der Künstler und der Kunsthandwerker
erfreuten Herz und Geniüth durch die Erzeugnisse ihrer
Geschicklichkeit, während der Handwerker die täglichen
notwendigen Bedürfnisse lieferte, der Landwirthschaft-
treibende endlich Acker, Feld und Weinberg bestellte,
auf dass des Leibes Begehr, wie billig, den Tribut
empfangen konnte, welcher Körper und Geist gesund er-
hält, zu neuer Thätigkeit und freudigem Schaffen anregt.

In die Anfänge dieser selbstständigen Thätigkeit der
städtischen Comune und der erstarkenden Macht des
städtischen Gemeinwesens fällt die Gründung unserer
Münsterkirche. Der Magistrat, von dem Wunsche geleitet,
auch in kirchlichen Dingen eine gewisse Unabhängigkeit
zu erstreben, beschloss den Bau einer neuen Kirche,
innerhalb der Mauern seiner Stadt, der Zahl der Bevöl-
kerung entsprechend und wie es unzweifelhaft feststeht,
vorerst für massigere Dimensionen berechnet.

Der Sinn des Volkes trieb aber bei der kirchlichen
Grundstinnnung der Zeit, im unbegrenzten Eifer seinem
Gott zu dienen, bald mit Macht zur Entfaltung grössern
gottesdienstlichen Prunkes; denn das Bewusstsein für den
tieferen Inhalt des Christenthums und seine rein sitt-
lichen Forderungen war längst im äusserlichsten
Glaubensdienst verloren gegangen.

Ist nicht zu läugnen, dass roher Sinn und rohe
Sitten, Rauf-, Streit- und Verfolgungslust sich ganz wohl
mit dieser vorwiegend religiösen oder besser gesagt kirch-
 
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