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Allgeyer, Leo
Die Münsterkirche zu St. Nikolaus in Überlingen: ein Beitrag zur Baugeschichte und ästhetischen Würdigung des mittelalterlichen Denkmals — Wiesbaden, 1879

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https://doi.org/10.11588/diglit.8493#0023
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— 9 —

Ulm und anderen Städten verdanken wir unsere deutsche
Kunst, nicht aber den Wohnsitzen der Grossen, denn
selbst ein Rom sammt seinem römisch-katholischen Bilder-
kultus und sammt seinen kunstsinnigen Päpsten war nicht
im Stande, eine römische Schule von nationaler Bedeutung
zu schaffen, während Venedig und Florenz zu Pflanzstätten
der Malerei und Skulptur wurden.

Unter der Zahl der deutschen Reichsstädte darf
Ueberlingen als eine der Kleinsten sich rühmen, Werke
geschaffen zu haben, welche Zeugniss ablegen von dem
patriotischen Sinn und der bürgerlichen Tüchtigkeit seines
Gemeinwesens. Es entstund als kirchliches Baudenkmal der
stolze Bau seines Münsters und als profanes Werk das
Rathhaus mit seinem wunderbaren Holzschnitzwerk in
der „Rathsstuben''. Noch aber waren es ohne diese beiden
Hauptzeugen der Thatkraft jenes Ueberlinger Bürger-
standes kleinere Werke, die er schuf, als welche wir an-
führen die leider zerstörte gothische Spitalkirche, die
kleine, erhaltene, gothische St. Joskirche, die Stadtkanzlei
und Anderes.

In Schwaben zeichnete sich Ulm durch seine künst-
lerischen Bestrebungen aus und gelangte zu hoher Blüthe.
Aus ihm ging eine eigene Schule hervor und seine Bau-
hütte ward berühmt.

Nun möchte es manchmal den Anschein gewinnen, als
ob Ueberlingen in dieser Beziehung in einem gewissen
Abhängigkeitsverhältnisse zu seiner grösseren Rivalin ge-
standen hätte, einer Annahme, die ich keineswegs theile.
Ueberlingen erscheint zwar in vielfacher Hinsicht in
innigem Verkehre mit Ulm und beide Reichsstädte ver-
stunden sich recht wohl zusammen; ob dagegen das kleine
Ueberlingen für seine neu zu bauende Kirche erst in Ulm
Rath und Hilfe sich auserbeten haben möchte, das ist
mindestens zweifelhaft, denn wir sind zu der Annahme
berechtigt, dass sogar ein umgekehrtes Verhältniss in ge-
 
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